An der Atlantikküste entlang in Richtung Norden und Rückreise.

 

Happy New Year.

 

Welch ein schöner Blick vom Schlafzimmer auf das offene Meer. So herrlich beginnt das neue Jahr.

Die Sonne hatte sich noch versteckt. Ich musste mit mir kämpfen, um meine Suite zu verlassen. Der steigende Blasendruck machte diese Aktion einfacher. Schnell raus und mit tollem Meerblick völlig entspannt den Sand etwas benetzt.

 

In der Küche den Gaskocher angeworfen, eine halb gefüllte Wasserkanne erhitzt und damit das Kaffeepulver im Oimerle erschreckt. Dazu noch ein Dominosteinle und einen bereits trockenen Lebkuchen. Nein, den habe ich nicht ins Oimerle getunkt.

 

Die Sonne zeigte sich nun. Welch ein schöner Anblick, welch eine Ruhe und Morgenstimmung. Ich liebe diese Tageszeit.

Heute dauerte im Lager alles etwas länger. No hurry in Afrika.

 

Nach und nach kam Leben auf unserem schönen Übernachtungsplatz auf.

 

Heutiges Tagesziel war Essaouira, das noch viele Kilometer entfernt war.

 

Ich war bereits abreisebereit und nutzte die Zeit, um Momo dem Fischer, einige Fotos vorbeizubringen und dort auf die Gruppe zu warten.

 

Blick auf unseren Übernachtungsplatz.

 

Nach ca. 10 km schöner Piste, mit viel Sand, stand ich vor Momo`s verschlossener Fischergrotte, an der steil abfallenden Küste.

 

Unten an den Ständen waren viele Menschen am arbeiten. Sie suchen nach Muscheln um diese auf dem Markt oder an Händler zu verkaufen.

 

Andere versuchten mit Angeln ihr Glück.

Die Fotos für Momo legte ich an der Türe ab und ging rüber zu den anderen Fischern, die ich vor 4 Jahren kennenlernte.

 

Und siehe da, Achmed und sein Freund waren am arbeiten. Achmed erkannte mich sofort wieder.

 

Es wurden gerade frische Muscheln abgekocht und das leckere Fleisch aus den Schalen entnommen. Wir freuen uns über das spontane Wiedersehen und tranken einen Tee.

 

Die Gruppe kam nun auch an.

Mit einigen Interessierten besuchten wir Achmed in seiner Grotte. So konnten sie sich live ein Bild von der Arbeit der Fischer machen und eine Grotte sehen.

Wir überreichten Achmed und seinem Freund noch etwas Kleidung und einige Dinge für ihre Kinder.

 

 

Die sechs, wenige Wochen alten und scheuen Welpen, ließen wir zurück.

 

Wir fuhren weiter der schönen Küste entlang in Richtung Massa Nationalpark.

 

Unterwegs machten wir noch eine längere Pause an einem küssigen Sandstrand und genossen bei strahlendem Sonnenschein das Meer, das Maik auch wieder zum Baden einlud.

 

Die Uhr blieb leider nicht stehen und forderte uns zur Abfahrt auf.

 

Nach einigen Kilometern, verließen wir südlich des Massa Nationalparks die Piste. Nun waren viele Asphaltkilometer angesagt.

 

Ziel war ein Campingplatz in Tamraght, ca. 15 km nördlich von Agadir.

 

Vorher wurden jedoch die Reifen an den Fahrzeugen wieder mit etwas mehr Luft versorgt.

 

Flott ging es auf der N1 über Agadir nach Tamraght. Dieses Dorf ist wegen seiner Surfspots bekannt.

Am späten Nachmittag trafen wir dort ein.

 

Die Gruppe wollte am nächsten Tag nach Essaouira weiterfahren und suchte den Campingplatz auf.

 

Es war noch hell und ich wollte meinem geliebten Essaouira Hallo sagen. Diese lebhafte, bekannte Hafenstadt am Atlantik ist auch in den Abendstunden ein unbeschreiblicher Genuss.

 

Kurz nach Tamraght nahm ich noch zwei Tramper mit, die mit ihren riesigen und schweren Rucksäcken unterwegs waren.

Beide kamen aus Deutschland und sind vor wenigen Stunden in Agadir am Flughafen angekommen. Mein Radio-Cassetten System fiel sofort auf. Ich schob die Cassette in den Schacht. Traditionelle Berbermusik aus dem Norden trällerte aus den beiden Lautsprechern.

 

Max ist gelernter Bootsbauer und trampte vor einem Jahr bereits durch Marokko, Lara studiert in Berlin Internationale Menschenrechte. Dies war ihr erster Trip in Marokko, war jedoch mit der arabischen Kultur vertraut.

 

Kurzer Stopp in Tamri. Diese Stadt ist bekannt wegen des Bananenanbaus, auch wegen der guten Surfspots.

Max und Lara

Max hatte bei seinem letzten Marokkotrip im Tal der Esel einen Bekannten auf einer Farm kennengelernt. Ca. 30 km südlich von Essaouira bog ich von der Hauptstraße ab und brachte die Beiden bis an ihr Ziel, direkt am Meer.

 

Die Sonne war bereits untergegangen.

 

Gegen 19 Uhr erreichte ich meine geliebte Stadt, die auch UNESCO Kulturerbe ist.

 

Hier parkte ich direkt von dem Stadttor Bab Marrakech. Ein großzügiger öffentlicher Parkplatz. 30 DH für einen Tag. Nette, interessierte und unaufdringliche Parkplatzwächter.

 

Ich schlenderte noch 2 Stunden durch die Medina, genoss das Treiben, das Abendessen am zentralen Platz Moulay el-Hassan und das Wifi.

 

Wunderschön war die Nacht im Schlafzimmer vor der Medina. Gefreut hatte ich mich mitten in Essaouira die Augen zu öffnen. Das Zebra hatte keinen Besuch der vielen Möwen.

 

Der Parkplatzwächter vom Vorabend freute sich, als sich die Hecktüren öffneten.

 

Der Gaskocher damit beschäftigt, das Kaffeewasser zu erhitzen. Ich damit ein Brot zu kaufen.

Der nette Wächter meinte, ich brauche die Türen nicht zu verschließen. Er würde auf das schöne Fahrzeug aufpassen.

 

Zurück am Zebra angekommen, las der Mann die vielen Unterschriften auf der Heckbox. Ich drückte ihm den schwarzen Edding in die Hand, er signierte und freute sich sehr darüber.

 

Nach dem Frühstück, die Sonne zeigte sich bereits, ging ich zum nahegelegen Meer. Es war Ebbe.

Die Möwen suchten im Sand nach Würmern und Krebsen.

 

In Sichtweite war der Hafen, den ich immer wieder gerne besuche. Hier wurde gebaut. Einer großen Hinweistafel nach zu urteilen, wird der Hafen modernisiert.

 

Ich beobachtete das Treiben. Hier kann ich mich immer satt sehen. Zeit hatte ich.

 

In einem sonnigen Café schlürfte ich einen Café Noir. Und dann noch einen.

 

 

Dem etwas aufdringlichen ungepflegten Typen, der mir Gras verkaufen wollte, sagte ich nur, dass ich gerade von Freunden aus Ketama komme. Das sitzt immer und gleich hat man seine Ruhe.

Manchmal wurde ich dann auch gefragt, ob ich denn was von der guten Ketama Qualität verkaufen würde.

 

 

Nun  wartete die Medina auf mich.

 

Ich wollte noch einige Dinge kaufen. Vielleicht fand ich auch das Lampengeschäft, das ich letztes Jahr zufällig entdeckte.

 

In einer Kooperative kaufte ich etwas Arganöl. Die Auswahl war riesig. Die Verkäuferin sehr nett. Ich teilte mein Croissant mit ihr. Dafür gab es Gläsle leckeren Minztee und einen, für beide Seiten, akzeptablen Preis.

 

Wie es der Zufall wollte, war gleich nebenan das Lampengeschäft, das gerade öffnete. Der Inhaber ist Abdellah Atiff. Ein sehr netter, lieber, angenehmer und ruhiger Mann, der keinem etwas aufschwätzt oder zum Kauf drängt. Die Auswahl ist gut. Die Preise sind ok. Handeln, wie beispielsweise in der Medina in Marrakech, ist hier nicht möglich. Ein bissle geht schon.

 

Der Inhaber erkannte mich sofort, lächelte und fragte nach meinen Begleitern die letztes Jahr mit dabei waren.

Ich suchte in aller Ruhe einige schöne kleine Lampen aus. Der Unimog von Ralf und Elke fehlte für den Transport größerer Lampen.

Wir einigten uns auf einen Preis, umarmten und verabschiedeten uns.

 

Burkhard meldete sich per SMS, dass die Gruppe nicht nach Essaouira kommt, sondern gleich weiter nach Chefchaoun weiterfährt. Schade, hatte ich mich doch so darauf gefreut.

 

Nach einer großen Runde durch die Medina ging es mit gefüllten Taschen zurück zum Zebra und verabschiedete mich vom Parkplatzwächter. Nachbezahlen musste ich nichts.

 

Mein heutiges Ziel war Salé. Eine Nachbarstadt von Rabat. Hier wollte ich Ghizlane und ihre Eltern besuchen. Ich informierte Ghizlane über mein Kommen.

 

Ab Essaouira folgte ich der R 301, die entlang des Atlantiks folgt. Eine sehr entspannte Fahrt.

 

Ca. 15 km vor der Töpferstadt Safi hielten 2 Frauen ihre Hand hoch, um mitgenommen zu werden. Vielleicht meinten sie auch das Grand Taxi hinter mir. Ich fuhr ja auch eines, setzte den Blinker und bremste.

 

Beide wollten nach Safi mitgenommen werden, wo sie wohnten. Der Beifahrersitz war mit Brot, Mandarinen, Lebkuchen, Kamera und Millionen Brotkrümeln belegt.

 

Beide wollten zuerst vorne auf dem Sitz ihre Plätze einnehmen. Ich öffnete die Hecktüren und bat beide, sich es sich auf der der Couch im Wohnzimmer gemütlich zu machen. Der Einstieg war doch etwas hoch. Ich half dabei.

 

Halima und Zahira, beide um die 30 Jahre jung, unterrichten Grundschüler in einer Dorfschule und hatten Feierabend. Zahira sprach englisch, was die Fahrt sehr kurzweilig werden ließ. Es wurde viel laut und leise geredet und geflüstert.

 

Ich wartete geduldig und gespannt auf die obligatorischen Fragen, die meist gestellt werden, wenn ich Frauen in Marokko mitnehme. Und diese Fragen wurden auch nach wenigen Minuten Fahrt gestellt.

 

In welchem Land ich wohne? Ob ich alleine unterwegs bin? Ob ich verheiratet bin? Ob ich Kinder oder eine Freundin habe?  Was ich in Deutschland arbeite? Ob mir Marokko gefällt?. 

 

Hinten im Wohnzimmer wurde diskutiert. Halima sei noch nicht verheiratet. Ich würde ihr sehr gefallen, so Zahira. Halima schaute sehr schüchtern von hinten nach vorne. Ihr war das sichtlich unangenehm.

 

In meinem Reisetagebuch notierte Zahira noch ihre Namen und Telefonnummern.

 

Im Zentrum von Safi verabschiedete ich mich zuerst von Zahira, 2 km weiter von Halima. Was für ein schönes Erlebnis an diesem Tag.

 

Kurz nach Safi fuhr ich, auf der fast leeren Autobahn, bis Rabat. Es war bereits dunkel als ich dort ankam. Möglicherweise bin ich an einer falschen Ausfahrt abgefahren. Das hatte zur Folge, dass ich mich in der Rushhour mitten durch Rabat quälte. Es dauerte.

 

Gegen 19 Uhr traf ich in der Medina von Salé ein. Salé hat ca. 1 Mio. Einwohner. Es gibt das alte und das neue Salé.

Dass Ghizlane in der Neustadt wohnte, wusste ich nicht. Ihr Vater und Ghizlane kamen mit dem Auto vorbei und lotsten mich zu ihrer Stadtwohnung.

 

Ihre Eltern hatte ich bereits im Dezember bei der Familie in Tassa getroffen. Ihre Tochter hatte ich im August 2016 auch dort kennengelernt. Sie diente als Dolmetscherin. Ghizlane spricht gut englisch und hat Werbung/Marketing in Rabat studiert.

 

Nun hatte ich auch einen Einblick in eine Stadtwohnung.

Eine 4 Zimmerwohnung im 4. OG die auch mit dem Aufzug erreichbar ist. Die Straße am Haus wird Tag und Nacht bewacht. Das Zebra konnte ruhig schlafen.

 

Die Schwester von Ghizlane kam auch noch vorbei und holte ihr Baby bei der Omi ab.

 

Sofia

Es war ein schöner Abend mit gutem Essen in der nicht beheizten Wohnung. Eine Heizung gibt es hier nicht, sondern eine Klimaanlage. Das europäisch eingerichtete Badezimmer nutze ich gerne.

Mein Nachtlager wurde im Salon vorbereitet. Unten im Zebra schlafen durfte ich nicht.

 

Nach einem tiefen und ruhigen Schlaf bewegte ich mich gegen 8 Uhr ins Badezimmer. Wir früstückten noch zusammen. Ghizlane und ihr Vater mussten zur Arbeit.

 

Ich bedankte und verabschiedete mich von der lieben Familie.

 

 

Tagesziel war die Hafenstadt Tanger. Hier wollte ich mich mit Ayman und Othman treffen. Beide wohnen und studieren in der Stadt. Kennengelernt hatte ich beide im August 2016, als sie an der Mittelmeerküste trampten.

 

In Kenitra, eine Stadt mit ca. 500.000 Einwohnern überwintern sehr viele Störche. Auffallend war, dass die Störche auch im belebten  Stadtzentrum ihre Nester haben.

 

Ich  fuhr ich runter zum Oued Sebou Mehdia, der hier in den Atlantik mündet.

 

Fischer gehen ihrer Arbeit auf dem Fluss oder auf dem offenen Meer nach.  

 

In der Nähe befindet sich auch ein Militärflughafen. Flugzeuge drehten hier ihre Runden.

 

Die Küste Richtung Norden kannte ich. Also fuhr ich zuerst auf der Autobahn bis Larache.

 

Hier im Stadtzentrum machte ich einen kurzen Stopp, kaufte ein und tauschte noch etwas Geld.

Mich regte die Gleichgültigkeit einiger Dienstleister auf. Der Banker am Schalter sprach, außer Passport, kein einziges Wort, die hübsche Bäckereiverkäuferin und der Gemüseverkäufer waren nur mit ihrem Smartphones beschäftigt. Der einzig nette war ein Polizist, der mir erlaubte, das Zebra im Halteverbot abzustellen.

 

Mein nächster Stopp war im schönen Asilah.

Hier sieht und spürt man deutlich den portugiesischen und spanischen Einfluss aus den Besatzungszeiten im Mittelalter.

 

Die Medina, mit ihren meist weiß getünchten Häusern ist mit einer Stadtmauer und Wehrtürmen umgeben.

Viele Künstler wohnen und arbeiten hier. Einige Hausfassadenteile sind schön bemalt.

Ich genoss dieses Flair und die vielen engen Gassen. Kein einziges Mal wurde ich angesprochen, etwas zu kaufen, außer unten auf dem Parkplatz am Hafen. Auch hier nannte ich nur die Stadt Ketama aus der ich gerade komme würde.

 

Bei untergehenden Sonne und etwas dunstigem Licht fuhr ich auf der Landstraße nach Tanger.

 

 

Vor der Stadt verschloss ich noch alle Türen und kurbelte die Scheiben hoch. Das war auch gut so.

An einer mehrspurigen Straße war wieder ein 60 Sekunden Ampelstopp. Hier warten oft Jungendliche auf ihre Opfer.

 

Es wurde wieder heftig an die Scheibe geklopft und nach Geld gebettelt. An einem anderen Ampelstopp wollten mir 2 Jungs die Sandschaufel, die am Sandblech fixiert war, klauen. Die Zeit reichte nicht, die Riemen zu öffnen. Auch wurde versucht hinten aufzusteigen um bis zum nächsten Ampelstopp mitzufahren.

 

Ich freute mich, am Hafen angekommen zu sein. Hier wollten mir einige aufdringlichen Fährticketverkäufer an einen Schalter lotsen. Hätte hier im Büro bestimmt nach einem Ticket gefragt, wollte jedoch nicht aussteigen.

 

Ich fuhr einen Bogen und parkte unterhalb und direkt am Eingang zur Medina.

Ein Büro der FRS Linie war in Sichtweite. Der Herr am Schalter war nett und zuvorkommend. Was mich wunderte waren die unterschiedlichen Preise für die Überfahrt.

 

Hafen Tanger nach Tarifa: € 135.-

Tanger Med nach Algeciras € 85.-

 

Ich kaufte das, nicht an Abfahrtszeiten gebundene Ticket, Tanger Med – Algeciras. Dieser neue Hafen lag jedoch ca. 40 km Straßenkilometer östlich von meinem Standort entfernt.

Mein Plan war, mit der 8:00 Uhr Fähre am nächsten Tag überzusetzen.

 

Nun wollte ich Ayman anrufen. Leider war kein Guthaben mehr auf der Maroc Telecom Prepaid Karte. Der nette Parkplatzwächter lieh mir sein Handy. Er beschrieb Ayman auch meinen genauen Standort.

 

20 Minuten später waren beide Jungs am Zebra.

Sie führten mich die wunderschöne Medina, die ich so noch gar nicht kannte und wiesen mich auch darauf hin, dass dies der schönste, aber gefährlichste Teil in der Stadt ist. Hier wegen der Beschaffungskriminalität der vielen Junkies, die sich in der sehenswerten Altstadt tummeln.

Ayman und Othman verbringen ihre freie Zeit immer in der Medina. 

 

Der erste Stopp war an einem kleinen Imbiss. Ihrem Lieblingsimbiss.

Hier wurde auch gleich gegessen, bevor es gut gestärkt, mit der Tour durch die Medina weiterging.

 

Hier habe ich noch verschiedenen Tees und viel Obst gekauft.

 

Es ist immer vorteilhaft mit Einheimischen unterwegs zu sein.

Wir saßen noch lange auf einer Terrasse bei einem Minztee und mit schönem Blick auf den alten Hafen.

Die zweigeschossige Kneipe war auch klasse. Ich kam mir vor wie im Mittelalter. Niedrige Decken, total verraucht, ein süßlicher Duft lag in der Luft, nicht alltägliche Typen an den Tischen sitzend, alles schmuddelig und dennoch sehr gemütlich.

 

Nach 22 Uhr verabschiedete ich mich von den netten Jungs. Ich solle doch bei nächsten Mal länger in der Stadt bleiben und auch ihre Familien besuchen.

 

Mit dem netten Parkplatzwächter in seiner signalfarbenen gelben Jacke, schwätzte ich noch ein bissle. Halt mit Händen und Füßen, wie so oft. Er wollte keine Gebühr von mir. Ich gab ihm Trinkgeld. Mein Angebot, auf der Heckbox zu unterschreiben, nahm er voller Stolz an. Sein Hund schaute interessiert zu.

 

Gegen 23 Uhr erreichte ich, auf der hügeligen und kurvenreichen Küstenstraße, den hell beleuchteten, mit hohen Zäunen umgebenen und streng bewachten Hafen, Tanger Med.

Hier war absolute Ruhe. Wenige Schalter waren noch  besetzt.

 

Die Ausreise dauerte keine 5 Minuten. Keine Fragen, keine Kontrollen. Das Zebra wurde jedoch geröntgt. Warten musste ich auch hier nicht.

 

Nun suchte ich auf dem kilometerlangen und hell erleuchteten Hafengelände den Anlegeplatz meiner 8:00 Uhr Fähre, was sich als schwierig herausstellte. Es war keine Menschenseele auf dem riesigen Hafengelände zu sehen, um zu fragen.

 

Nach einigen Runden, sah ich am Quai 6 ein, etwas verstecktes, Hinweisschild der FRS Linie. Alle Fahrspuren waren leer. Ich fuhr vor bis zur Schranke und stellte den Motor ab.

Oh, ein einsamer Mensch in einer leuchtend gelben Jacke war zu sehen. Ich fragte ihn ob ich hier richtig bin und zeigte ihm mein Ticket. Er nickte und ging weiter.

 

Ich bereitete mein Bett im EG vor, ergänzte noch mein Reisetagebuch und schlief wohl schnell ein.

 

Leider war der Schlaf nur von sehr kurzer Dauer.

Kurz vor 2 Uhr wurde ich durch ein lautes Klopfen auf die Scheibe und auf die Motorhaube unsanft aus dem Tiefschlaf gerissen.

Ich drehte mich auf den Bauch, schob den Vorhang zu Seite und sah in das Gesicht eines nervösen Hafenmitarbeiters.

 

Er machte schnelle Handbewegungen, die mich aufforderten sofort loszufahren. 100 m weiter wartete die große Fähre auf die Kunden.

Hinter mir standen bereits einige PKW und LKW die darauf warteten, bis der Tourist aus Allemagne endlich zu Potte kommt.

So schnell hatte ich selten meine Hosen und Schuhe angezogen.

 

Noch nicht richtig wach bin ich in den Bauch der Fähre gefahren. Das Ticket muss wohl richtig gewesen sein, nur die Uhrzeit nicht.

 

Ausgestiegen bin ich nicht, so wie die LKW Fahrer auch, sondern gleich wieder in meinen, noch warmen, Schlafsack gekrochen.

Kurz nach 4 Uhr war wieder Leben im fast leeren Laderaum. Die riesigen Tore öffneten sich. Draußen war es noch dunkel.

 

Buenos días España.

 

Die Zöller waren bestimmt auch alle müde von ihrer Nachtschicht. An den beiden Kontrollstellen wurde ich nur durchgewunken. In 5 Minuten war ich bereits auf der Straße in Richtung A 7 unterwegs.

 

Resume: Mitten in der Nacht Ein- und Auszureisen geht recht flott.

 

Ich fuhr noch ca. 3 Stunden. Die Müdigkeit setzte ein.

Nach einem 4 stündigem Nickerle auf einem videoüberwachten Rastplatz, kleinem Frühstück im Zebra und gefüllter Thermoskanne, fuhr ich bei herrlichstem Sonnenschein durch Andalusien und freute mich die Millionen Orangen-, Apfelsinen-, Zitonen- und Olivenbäume zu sehen.

 

Das Grausen bekomme ich immer, wenn ich in der Region um Murcia die riesigen Gemüse und Obstplantagen sehe, wo die Früchte unter Folien schnell hochgezogen werden. Hier arbeiten auch sehr viele marokkanische Gastarbeiter.

 

Im Ländle begann es zu schneien. Erste Fotos aus dem Ländle wurden per WA gesendet.

 

Gegen 20 Uhr habe ich östlich von Castellone in einem großen Supermarkt noch eingekauft und etwas gegessen. 

Bin noch dann noch ein paar Kilometer gefahren und habe direkt am Mittelmeer übernachtet.

 

Nach einer ruhigen Nacht im 1. OG, mit sanftem Meeresrauschen, bin ich vor der Morgensonne aufgestanden.

 

Sie zeigte sich jedoch schnell und ich bedankte mich bei ihr für den neuen geschenkten Tag.

 

Ich düddlete lange herum, genoss den vistas del mar und zuckelte gemütlich der schönen, jedoch sehr zubetonierten Küste entlang. Schlimm, dass sich hier die Menschen und Urlauber wohlfühlen können.

 

Die A 7 und N 340 wurden auf Teilstrecken weiter ausgebaut. Bis Barcelona kommt man recht flott voran.

 

Kurz nach Barcelona bin ich weiter auf mautfreien Straßen in Richtung Frankreich geschlichen. Ich hatte ja Zeit. Der Wind wurde immer stärker. Teilweise musste ich das Zebra im 3. Gang bewegen.

 

Die ca. 1.300 km durch Spanien, bin ich bis auf eine kurze Strecke, hat € 3,40.- gekostet, mautfrei gefahren.

 

In Narbonne fuhr ich noch runter an den Gruissan Plage. Auch hier wehte ein starker und kühler Wind.

 

Die Sonne ging bereits unter. Direkt bis an das Wasser zu fahren, traute ich mich, wegen des teilweise weichen Sandes, nicht.

 

Adieu belle mer. Ich werde dich wieder besuchen.

Ich folgte der Nationalstraße bis Béziers. Ab hier ging es flott auf der Autobahn in Richtung Norden weiter.

 

Das Sandmännle besuchte mich gegen 23 Uhr. Es bat mich eine längere Pause zu machen. Nein sagen wollte ich nicht.

Frau Garmin zeigte mir einen Wegpunkt ganz in der Nähe an. Diesen hatte ich mal gesetzt, als ich durch das Jura geschlichen bin. Es war kein Fehler.

Ein schöner Platz in Neuville sur Ain, nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt, erwartete mich.

 

Der Platz ist jedoch von der Stadt aus, gut einsehbar. Beim Pinkeln müssen halt die Augen offen sein. Bäume gibt es genug. 

Es war bitterkalt. Schneereste waren zu sehen, die Scheiben der geparkten Autos mit einer Eisschicht bedeckt.

 

Ich zog es vor, das Schlafzimmer im Erdgeschoss aufzusuchen. Der wärmende Vliesschlafsack wurde aus dem Schrank entnommen. Mit diesem kroch in in den Dauenschlafsack. Meine Socken zog ich erst nach 10 Minuten aus.

 

Die Nacht in der Wohunung war, trotz der Kälte, sehr angenehm. Der Fluss Ain, sorgte dafür, dass es nicht allzu frostig, wie oben an der Straße, war.

 

Meine erste Tat nach der friedvollen Nacht war die Aktivierung der Standheizung, die bis zur meiner Abfahrt auch nicht ausgeschaltet wurde.

 

15 Minuten später entledigte ich mich der beiden Schlafsäcke und gab dem Blasendruck hinter dem Zebra nach.

 

Nach nur 5 Minuten Fußweg stand ich vor einer Boulangerie. Der Tag bekann wieder sehr gut.

 

“Je veux une baguette, trois croissants et un Pain o Chocolad, s'il vous plaît.“

Wenn ich auch der französischen Sprache nicht mächtig bin. Diesen überlebenswichtigen Satz bekomme ich jedoch immer über meine Lippen. Ab und an wird dieser auch verstanden.

 

Die Sonne zeigte sich.

 

Am Zebra angekommen, war ein Croisannt bereits verhaftet, ein Teil des Baguettes auch.

 

Noch ca. 500 km bis hoim ins Ländle. Das ist an diesem sonnigen Wintertag gut zu schaffen. Auf gut ausgebauten Nationalstraßen, mit Einkaufsstopp, fuhr ich bis nach Besancon.

 

Der erste Schnee war zu sehen.

 

Von hier wieder auf die Autobahn bis zur Grenze nach Mulhouse.

 

Die Sonne schien, die Gipfel des Südschwarzwaldes zeigten sich schneebedeckt.

 

Hin und zurück, also durch Frankreich und Spanien, bin ich staufrei und entspannt gefahren.

 

Kaum auf die A 5 aufgefahren, begann die Raserei und Drängelei. LKW´s überholen konnte ich fast nicht mehr, ohne den rückwärtigen Verkehr aufzuhalten.

 

Durch Freiburg bin ich das erste Mal, ohne Stopp an einer der vielen Ampeln, gefahren.

 

Nun gings das Höllental hinauf. Die B 31 war gut befahrbar, auf den Höhen sah ich die weiße Pracht im Abendlicht.

 

Ich wollte noch etwas einkaufen und wunderte mich über die frühen Ladenschlußzeiten. Es war Feiertag im Ländle. Daran hatte ich nicht gedacht.

 

Ich lud noch schnell alle Flüssigkeiten aus dem Fahrzeug. Minus 15 Grad waren für die Nacht angesagt.

 

Fast auf die Stunde genau, bin ich nach 21 erlebnisreichen und schönen Tagen wieder zu Hause angekommen.