Spontaner Kurztrip nach Südfrankreich, März 2014

 

Ja, das Leben ist hart, sehr hart. Man(n) arbeitet oft sehr viel und denkt nicht an seinen Urlaub. Ende März verfallen die verdienten Tage.

5 Arbeitstage waren es noch. 7 freie Tage. Nur welche Aktivitäten sollte man(n) angehen. Ok, über einen Frühjahrsputz hätte sich die Wohnung gefreut, auch mal über die Renovierung eines Zimmers, den Keller und die Garage aufräumen. Nein, das alles riss mich nicht vom Hocker. Das alles ja noch Zeit und das läuft nicht davon.
 
Die Wettervorhersage war alles andere als erquicklich. Also schnell in WetterOnline nach den Sonnensymbolen geschaut. Im Süden waren für die nächsten Tage einige zu sehen.

Korsika, ja auf Korsika war ich auch noch nicht. Also gleich mal nach den Fähren geschaut. Livorno-Bastia hätte bestens gepasst. Gepasst hatte jedoch nicht der Preis für die Überfahrt. Mein schwäbisches Herzle kollabierte fast. 270 Euro für die Überfahrt am nächsten Tag.

Sehr schnell surfte ich auf eine andere Seite. Mein Puls pendelte sich wieder auf die Standardwerte, meines doch fortgeschrittenen Alters, ein.
 
Also beschloss ich mal wieder mein geliebtes Fronkraisch zu besuchen. Und der Süden ist ja fast vor der Haustüre.

Ich holte noch am Freitag abend das Zebra aus seinem Stall. Ich spürte, dass es auch mal wieder die südliche Sonne sehen wollte. Als ich ihm leise sagte, wo wir zusammen die nächsten Tage verbringen werden, war die Freude riesig. Es scharrte mit den Hufen auf den harten Pflastersteinen.

Am Samstag wurden noch einige notwendige und unnötige Dinge wie Wasser, Landkarten, Foto, Kleidung, Körperpflege- und Reinigungsmittel und ein paar Dosen Fisch und Wurst für alle Eventualitäten im Zebra verstaut. Völlig autark ausgestattet begann die Fahrt in den Süden bei strömendem Regen und Kälte.
Die Heizung war ja sehr angenehm, der Dauerregen nicht. Also beschloss ich so lange zu fahren, bis die Wolken ihre Last für sich behielten.

Südlich von Grenoble begann es auch noch am Abend leicht zu schneien. Kurz vor Serres wurde die Straße trocken.

Auf dem öffentlichen Parkplatz in Serres mit 7/7 Toilette wurde das Nachtlager aufgeschlagen.

Ich bevorzugte, im gemütlichen und kuscheligen Erdgeschoss die Nacht zu verbringen. Hermann Hesse “Mit der Reife wird man immer jünger“ half mir beim Eindösen. Jedoch auch die Gedanken und die Freude auf ein frisches knackiges Baguette und Croissant am nächsten Tag.  

Am Morgen musste ich, na ja wollte ich, wie in den folgenden Tagen auch, die Standheizung aktivieren. Es ist schon ein schönes Gefühl, auf solch einen Luxus zurückgreifen zu dürfen.

 

Ich genoss, ja ich liebte die wohlige und angenehme Wärme im Schlaf- Wohn- Arbeits- und Badezimmer sowie in der Küche.

 

Schnell der Boulangerie Bonjour gesagt und meine geliebten Hauptnahrungsmittel gegen harte Euros getauscht. Mit einem höflichen Merci und Au revoir hatte ich mich bei der netten Mitarbeiterin verabschiedet.

 

Die duftenden, gemahlenen und gefriergetrockneten Kaffeebohnen aus dem Glas lösten sich schnell im kochenden Tuttlinger Wasser auf.

Mit zarter deutscher Markenbutter wurde das geteilte Baguette leicht und vorsichtig bestrichen. Auf die übliche Marmelade, bzw. das Xälz verzichtete ich, an diesem noch nicht allzu sonnigen Morgen.

 

Die Bergkuppen waren in Puderzucker getaucht.


Ich freute mich wieder, über diese Art zu reisen, die eigene Freiheit zu spüren, auch wenn man(n) alleine unterwegs ist.

Die Zeit und die Wege sind nebensächlich. Sich einfach treiben lassen ohne auf die Uhr zu schauen, das Einfache genießen, das Erleben und das Gefühl der Unabhängigkeit, wenn auch im begrenzten Rahmen.

 

Viele Menschen träumen davon, können sich diese Art des Reisens nicht leisten, nicht vorstellen oder träumen nur davon. Dies beobachte ich oft in den Gesichtern der Interessierten. Froh bin ich, dass es nur wenige Menschen sind, die diese Unabhängigkeit mögen.

Sehr oft wurde ich wegen der Taxe/Zebra von Interessierten aller Altersklassen angesprochen. Nein ich kann nicht fließend französisch sprechen, jedoch sprechen immer mehr Franzosen auch Englisch.

Nach dem gustiösen Petit déjeneur fuhr ich noch ein paar Kilometer südlicher und bog rechts auf kleine Nebenstraßen ab. Bevorzugt hatte ich, die auf der Michelin Karte eingezeichneten Straßen der Kategorie D und C.

Die C- Straßen sind eigentlich immer die für mich interessantesten. Da ist noch die Ursprünglichkeit und die Weite zu erleben. Fast kein Verkehr auf den Sträßchen und es gibt viele unbefestigte Verbindungswege.

 

Gerade im Hinterland der Küste, ist doch noch viel Offroad möglich. Meist bin ich jedoch nur auf normalen unspektakulären Wald- und Feldwegen gefahren. Anspruchsvolle Wege gibt es natürlich auch, jedoch meide ich diese, wenn ich alleine unterwegs bin.

 

Besonders gefallen hatte mir es in den Departements Alpes-de Haute-Provence, Var und Vacluse.

 

Besichtung der Festungsruine Fort Buoux aus dem 13. Jahrhundert.

 



Nähe Rustrel. Hier wird noch Ocker abgebaut.

Wenn schon in Meeresnähe, dann auch mal das Meer und dessen Stimmung genießen.


Durch das Hinterland bin ich bis nach Port St. Louis gefahren und dabei die Camarque gestreift.

 

Natürlich hatte ich die Flamingos, Schwäne, Störche, Pferde und Stiere begrüßt.

Etwas südlicher kann man noch am Strand übernachten. Zumindest zu dieser Jahreszeit.

 

Der Strand ist leider nur noch beschränkt befahrbar und hieß mich als seinen einzigen Gast willkommen.

 

Ich genoss das Meer, seine Unendlichkeit, sein Rauschen, die Wellen, den Sand, den doch teilweise recht starken Wind, den Sonnenunter- und Sonnenaufgang, den man(n) gerne mit jemandem teilen würde. Die Nacht verbrachte ich im Obergeschoss.

Die Einsamkeit hatte jedoch ihren Preis. Der nächste Bäcker war einige Kilometer entfernt. Zum Petit déjeneur kein frisches Baguette.

 

Ich hatte jedoch vorgesorgt. Mit einem etwas schon schlappen und staubtrockenem Pain au Chocolat und einem bröseligen Croissant, dafür einem frischen und heißen Kaffee war der Start in den neu geschenkten Tag doch sehr erfolgreich.


Der Morgenspaziergang entlang des Strandes bis zur Rhonemündung ließ das spärliche Frühstück schnell vergessen.

 

Fischerboot in der Rhonemündung. Nur noch wenige Meter zum Mittelmeer.

Ja, ich wollte noch die Meeresnähe, das Gefühl der Freiheit  genießen.


Frau Garmin habe ich gebeten, mich der Küste entlang zu führen. Autobahnen und Nationalstraßen wurden gemieden. Es dauerte zwar länger, dafür waren die Eindrücke der unterschiedlichen Küstenabschnitte intensiver.

 

Leider ist die Küste teilweise bis zum letzten Winkel erschlossen und entsprechend verbaut. Mit etwas Neugierde und Geduld findet man dennoch noch schöne und einsame Ecken.

Über, bzw. durch Marseille, bin ich über Casis auf die Rue des Crétes geschlichen. Hier war gerade Mercedes dabei, Aufnahmen der neuen CL Modelle zu machen. Ja, hat schon was die Strecke mit der schönen Landschaft.


Weiter ging´s zum Cap Canaille, den Städtchen La Ciotat, Bandol bis in das Centre-Ville von Sanary-sur-Mer.

 

Etwas außerhalb der Stadt übernachtete ich im Obergeschoß, auf einem küssigen ruhigen Wanderparkplatz, in einem Pinienwald an der Steilküste.

Vom Parkplatz aus kann man sehr gut durch die Wälder wandern, immer mit grandiosem Blick auf das Meer.

Kleine Kinder sollten wegen der teilweise ungesicherten Steilküste beaufsichtigt werden.



In dem kleinen Hafenstädtchen Sanary-sur-Mer fühlte ich mich sehr wohl. Auch der gerade stattfindende Gottesdienst in der Kirche Saint Nazaire hatte einen bleibenden und positiven Eindruck hinterlassen. Der Gesang von 2 Nonnen mit herrlichen Stimmen und Gitarrenbegleitung und die Akustik waren einmalig.

Nein, ich hatte nicht mitgesungen und aus der Kirche bin ich bereits seit vielen Jahren ausgetreten. Dennoch mag ich gerne die Orgel und die Gesänge hören. Zum Dank zündete ich eine Kerze an.

Ich schlich weiter Küste entlang.

Wertvolle Rohstoffe.


St.Mandrier-sur Mer


Hafen Toulon



Kurz nach Toulon übernachtete ich am Cap de Carqueiranne direkt am Hafen. Auffällig viel Militär war anwesend. Und siehe da, die Jungs fuhren neue Landrover Defender.

 

Ein Anwohner, der auch oft in Nordafrika unterwegs ist, informierte mich, dass hier gerarde eine mehrtägige Wasser-Landübung stattfindet. Sahen schon sehr sportlich aus die schwerbewaffneten Jungs und Mädels.

 

Das Zebra wurde dennoch sehr interessiert beobachtet. Ich fühlte mich sicher und gut bewacht an diesem Ort.

Leider oder auch nicht, lebt der Ort vom Tourismus.

Um diese Jahreszeit sind die Geschäfte für den täglichen Bedarf, und das sind nun mal für mich Baguettes und Croissants, geschlossen.

 

Es ist immer gut, wenn man hinter dem Sitz noch etwas essbares zum Frühstück findet. Über dem Gaskocher, kurz angeröstet, mundet auch der Rest vom Vortagsbaguette.

 

Der nächste Stopp war allerdings in der ersten Boulangerie. Der neue Tag konnte beginnen. 

Ich bin dann wieder kurz zurück nach Toulon gefahren um den Markt zu besuchen und das Flair der alten traditionsreichen Hafenstadt in mich hineinzusaugen.

Im Hafen hatte wohl der Fahrer eines Lieferwagens die Handbremse nicht angezogen.

Zum Glück gibt es geeignete Bergefahrzeuge.


Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich an der dicht besiedelten Küste schwierig.

 

Einerseits sind es die vielen, vielen Höhenbeschränkungen (1,8 m - 2,1 m) zu den Hafeneinfahrten oder zu den Stränden, bzw. Strandparkplätzen, andererseits die vielen Womo- Campingverbotsschilder.
Jedoch wird von der Polizei oft ein Auge zugedrückt. Ich hatte viele Joghurtbecher auf Plätzen gesehen, wo eigentlich ein Hinweisschild das Verbot anzeigte. Auch gibt es Städte, die das Verbot von Oktober bis März außer Kraft setzen.
 
In der Nähe von Ramatuelle am Plage de Pampelonne waren die Schranken offen.

 

Hier konnte ich problemlos auf den Strandparkplatz fahren und übernachten.

 

Adieu la mer

Nach einem erneuten Sparfrühstück bin ich gemütlich zu Tuttlingens Partnerstadt Draguignan gefahren. Muss man als Tuttlinger Einwohner auch einmal besucht haben.

 

Ist eine schöne und lebhafte provenzialische Provinzstadt mit ca. 35.000 Einwohnern.

Nach dem ausgiebigen Stadtbummel ging es weiter in Richtung Norden zum Lac de Saint Croix an der Verdun Schlucht.

 

Auch hier ist nun alles am See entlang mit Campingverbotsschildern zugepflastert.

 

Irgendwie muss ich wohl bei Einbruch der Dunkelheit so ein Hinweisschild übersehen haben.

Der Platz direkt am See war herrlich.


Über Digne-les.Bains fuhr ich durch traumhafte Landschaften, immer mit kleineren Abstechern auf so manche C-Straße und Offroad Einlagen, bei herrlichem Sonnenschein zum Lac de Serre-Poncon, weiter über Gap und der Rue de Napoleon nach Grenoble und dann leider wieder zurück nach Tuttlingen wo die Sonne auf mich wartete.