Meine erlebnisreiche Sommertour durch den Norden Marokkos vom 7. - 28. August 2015

 

Hier vorab meine grobe Reiseroute:

Anreise:

Tuttlingen, Freiburg, Besancon, Lyon, Montpellier, Perpignan, Barcelona, Valencia, Murcia, Almeria

 

Reiseroute in Marokko:

Ankunft im Hafen von Nador. Östlich der Mittelmeerküste entlang bis kurz vor die algerische Grenze. Dann südlich nach Berkane, Taourirt, Debdou, Oulad el-Haj, Midelt, Ouzoud, Khenifra.

Anschließend wieder Nördlich nach Azrou, Ifrane, Sefrou, Fès, durch das wunderschöne Rif bis Ketama und Chefcaouen. Von hier bis an die Mittelmeerküste nach Oued Laou.

Weiter direkt der herrlichen Mittelmeerküste entlang über Al Hoceima nach Nador und Melilla. Von hier mit der Schnellfähre zurück nach Malaga.

 

Rückreise:

Malaga, Granada, Murcia, Valencia, Perpignan, Bèziers, Mende, durch das Zenral Massiv nach Le Puy-en-Velay, Saint Etienne, Lyon, Besancon, Belfort, Freiburg, Tuttlingen

 

Günstigste Dieselpreise:

Frankreich: € 1,08/L

Spanien: € 0,97/L

Marokko: € 0,75/L (Gasoil 50)

 

Kurs:

10 MAD ca. 0,90 Euro

Getauscht hatte ich immer in den Banken. Ist oft ein Erlebnis. Zeit braucht man jedoch.

 

Kosten Fähren:

Almeria -  Nador: € 256.-, Dauer ca. 6 Stunden

Melilla - Malaga: € 206.-, Dauer ca. 3 Stunden (Schnellfähre)

 

Das Wetter während meiner Tour in Marokkos Norden:

Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad.

Viele Sonnentage, jedoch auch oft bewölkter Himmel. Ab und zu kurze Regenschauer,  jedoch meist nachts.

 


Übernachtungen nur im Fahrzeug:

1 Übernachtung auf dem wunderschönen Campingplatz Zebra in Ozoud

1 Übernachtung bei Redouane,
1 Übernachtung vor Chefcaoun

6 Übernachtungen bei meiner Berberfamilie

Sonst freie Übernachtungen  

 


Reiseliteratur:

Marokko, Reise Know How

 


Kommunikation:

Handy mit SIM Karte der Maroc Telecom.

Telefonieren und Simsen kann man damit nur im Inland. Wer ins Ausland telefonieren möchte, muss einen anderen Tarif wählen. Nach Sonderaktionen der Maroc Telecom fragen.

Es gibt immer mehr Cafés und Restaurants mit freiem WLAN Zugang. Hier wegen dem Zugangscode fragen.

Bei der Maroc Telecom kann man beispielsweise für einen Monat auch eine Internetflat buchen.

 


Navigation:

MARCO POLO Marokko 1: 800.00


Garmin 278, mit Topo Marokko


Osmand, Marokko, Offline Navigation. Hatte ich auf das Smartphone geladen. Kostet nichts. Kleine Straßen und Pisten sind hier oft nicht zu finden.

Gegenüber dem Garmin 278 ist die Straßennavigation jedoch sehr gut. Die Anzeige ist schön farbig und übersichtlich. Gut in größeren Städten.

 

Gesamtstrecke:

 

Ende Juli 2015 hatte ich mich noch nicht entschieden, ob ich mir Montenegro und Albanien anschaue oder nach Marokko schleiche.

 

Abgehalten von Marokko hatten mich, die in dem Land herrschenden hochsommerlichen Temperaturen.

 

Dafür sprach, dass mir der Norden Marokkos weitgehend unbekannt ist. Ich wusste jedoch, dass es viele Hochebenen und den Mittelatlas gibt, wo es doch für den Schwaben etwas angenehmer sein könnte.

 

Durch die aufgestellten Hitzerekorde hier im Ländle hatte ich mich ja bereits akklimatisiert.

 

Die Sehnsucht nach meiner Berberfamilie, die ich im Dezember 2014 kennengelernt hatte, machte mir die Entscheidung leichter, nun doch in mein geliebtes Marokko zu fahren.

 

Und der Tee ist immer ein Gedicht.

Ich informierte meine Berberfamilie über mein Kommen per SMS, mit einzelnen zusammengestückelten arabischen Wortfetzen, in der Hoffnung, dass diese Nachricht auch verstanden würde.

 

Eine für mich nicht entzifferbare SMS kam zurück. Tante Google konnte mir auch nicht weiterhelfen. Ich nahm an, dass meine Info verstanden wurde. Täglich rief Hassna an, bzw. es klingelte nur ein bis zweimal. Das ist Kommunikation.

 

Im Keller lagerten bereits sehr viel sehr gut erhaltene Kleidung und Schuhe für meine Familie. Vielen Dank an die Spenderinnen und Spender.

Auch kaufte ich ab und zu immer etwas Nützliches für die Familie ein, wenn sich ein Schnäpple anbot.

 

Am 1. August holte ich das Zebra aus dem Stall und flüsterte ihm zu, wo wir beide unseren Urlaub verbringen werden. Es freute sich.

 

Nach dem Gesundheitscheck des Zebras, mit positivem Befund, wurden in alle freien Stauräumen und bis unters Dach, die viele Kleidung sowie die nützlichen Mitbringsel verstaut. Meine Kleidung passte locker in 2 Stofftaschen. Es war ja Sommer. Ein Paar Ersatzschuhe genügten.

 

Hochsommer war auch am 7. August, dem Abfahrtstag.

 

Um die 30 Grad waren es in Tuttlingen, als ich gegen 14 Uhr den Zündschlüssel in das Schloss steckte und das Zebra zum Leben erweckte.

Die manuelle Klimaanlage wurde auf volle Leistung gestellt. Auf meine geliebten Schokoladenriegel für Zwischendurch musste ich verzichten.

Dieser Verzicht hatte mich in den 3 Wochen 2 kg Körpergewicht gekostet.

 

In der Rheinebene stiegen die Temperaturen weiter an. Je weiter südwestlich ich in Frankreich fuhr, desto mehr kam ich ins Schwitzen. Es war schwül.

 

In der Wohnung zeigte das analoge Thermometer 44 Grad an. Die manuelle Klimaanlage versagte. Das Zebra beschwerte sich nicht.

 

Der Trinkwasserverbrauch und der Blasendruck stiegen an.

Dies blieb jedoch der Temperaturrekord während meiner gesamten Tour.

 

Nördlich von Lyon kam Wind auf. Leider kein kühler. Der Himmel verfärbte sich grau, graublau, graugrün, blau.

 

Endlich mal zum Kaffee, Wasser, Saft, Obst und Zigaretten etwas Abwechslung, während der doch etwas eintönigen Autobahnfahrt.

 

Es begann in dem Farbenspiel am Himmel stark zu regnen, dazu heftige Windböen. Die LKW`s benötigten viel Platz auf der Autobahn.

Nach 680 km Fahrt suchte ich, etwas außerhalb der Stadt Cruas, direkt an der Rhone, mein Schlafzimmer im EG auf. Die Innentemperatur betrug um 23.30 Uhr noch über 30 Grad.

 

In der nahen Outdoordisco war nicht mehr viel los. Die Musik jedoch noch sehr laut. Es war Freitag und es waren noch Schulferien in Frankreich.

 

Ich überlegte mir, ob ich mich überhaupt noch waschen sollte. Ich tat es. Das Wasser hätte kühler sein können.

Geschlafen hatte ich gut im kuscheligen EG.

 

Welch ein Glück. Einige Meter weiter befand sich ein Tolilettenhäusle mit einer sauberen französischen Stehtoilette und einem Außenwaschbecken. So muss ein neuer Tag beginnen. Luxus pur.

 

Meine Kleidung trug ich noch einmal. Es sollte wieder sehr warm werden. Und eine Begleiterin, die mich daran erinnerte, war leider nicht dabei.

 

Dem Zebra war es egal. Hauptsache weiter in Richtung Marokko.

 

Ich bereitete meinen löslichen Kaffee mit viel Liebe zu und füllte gleich meine Tagesration in die vorgewärmte Thermoskanne.

Dazu genehmigte ich mir das letzte Croissant vom LIDL aus Tuttlingen.

Wenn keine Alternativen vorhanden sind, schmeckt das auch. Hauptsache der Magen ist beschäftigt.

 

Die nächste Boulangerie war mein Ziel. Endlich mein geliebtes Baguette und frische Croissants. Vive la France.

 

Endlich wieder ein wohnliches Ambiente durch die vielen verstreute Krümel im Appartement.

 

Gleich auf die Autobahn wollte ich an diesem sonnigen Morgen nicht. Ich fuhr ausgeruht bis in das schöne Städtchen Pont-Saint-Esprit.

Hier war gerade Markttag. Für mich immer eine willkommene Abwechslung.

 

In Orange nahm ich wieder die Autobahn unter die Räder. Es war Urlaubsreisezeit und stockender Verkehr. Diesen wollte ich umgehen und bin an der nächsten Ausfahrt gleich wieder abgefahren.

 

Ich brauchte fast 2 Stunden bis Nimes. Auch die Nebenstraßen waren mit tausenden Autos verstopft.

 

Auf der Autobahn ging es im stop and go Verkehr doch etwas flotter vorwärts. Die Verkehrsnachrichten hörten mit den Staumeldungen nicht mehr auf. Dies muss ein etwas größeres Verkehrschaos im Süden Frankreichs sein.

 

In Nimes fuhr ich wieder auf die dreispurige Autobahn und bewusst in den Stau. Auf der mittleren Fahrspur hatte ich die beste Sicht auf meine Nachbarn. Die erhöhte Sitzposition hat im Stau doch seine Vorteile.

 

Alle wollten irgendwie weiterkommen. Es ging nicht halt nicht so schnell voran, wie vielleicht schon vorher zu Hause lange geplant, oder vom Navi berechnet. Die Realität zeigte ihr wahres Gesicht.

 

Genießen kann man einen Stau, wenn kein Zeit- oder Termindruck vorhanden ist. Ich genoss die nonverbale Kommunikation mit meinen Nachbarn.

 

Den Kindern gefiel das Zebra, manch einem die beschriebene Heckbox, die mit einem Daumen hoch bewertet wurde.

 

Die aktualisierte Heckbox.

Auch viele Marokkaner, die mit ihren, bis übers Dach, voll beladenen Fahrzeugen in Richtung Heimat unterwegs waren, lasen die Unterschriften auf der Heckbox oder die arabischen Schriftzüge an den Türen und freuten sich.

 

Am Hintern des Zebras ist die Adresse meiner Homepage zu lesen. Einige Kinder und Jugendliche zeigten mir auf ihrem Tablet oder Smartphone, mit einem Grinsen im Gesicht, meine Homepage.

 

Geschätzt in ca. 80% der Fahrzeuge wurde mit dem Smartphone oder Tablet herumgespielt, Nachrichten über Facebook oder WhatsApp versendet oder die Kleinsten mit Filmchen ruhig gestellt.

 

Die Insassen der Autos lachten, waren stumm, waren zärtlich zueinander, stritten sich, lasen oder waren mit ihren Gedanken weit weg. Der oder die Eine wäre sicherlich gerne zu mir ins Fahrzeug umgestiegen.

 

Spannend war es immer nach den Mautstationen. Da wurde neu gemischt. Ich hatte wieder neue und interessante Nachbarn. Meine Augen waren fleißig.

 

 

Im Raum Béziers ließen die Wolken ihre schwere Last einfach fallen. Die Wohnungstemperatur reduzierte sich in Minutenschelle um 10, auf angenehme 30 Grad. So könnte es doch bleiben, dachte ich. Es wurde wieder wärmer. Die dunklen Wolken begleiteten mich weiter.

 

Ein großer Schluck lauwarmer Fruchtsaft aus dem Tetrapack war genau das richtige in diesem Moment. Die Verpackung fühlte sich jedoch so leicht an. Einen Anhalter hatte ich nicht mitgenommen.

 

Ich ahnte nichts Gutes. Mit der rechten Hand tastete ich die Flächen hinter den Sesseln ab. Meine Finger fühlten sich feucht und sehr klebrig an. 0,5 Liter bester Biofruchtsaft hatten sich gleichmäßig in meinem Arbeitszimmer verteilt. Zum Glück lagen da noch Stofftaschen und Lappen herum, die einen größeren Reinigungsaufwand minimierten.

 

Das Wetter war nun sehr wechselhaft. Die Parkplätze und Raststationen völlig überfüllt und zugemüllt. Nach ca. 250 kurzweiligen Staukilometern floss der Verkehr in der Nähe der spanischen Stadt Girona wieder.

 

Stau in Spanien

Kurz nach Girona verließ ich die Autobahn.

 

Ich war entspannt, fühlte mich wohl und wollte mich mal so richtig aufregen. Diese Abwechslung muss ich mir als Alleinreisender halt suchen. Lloret de Mar war mein spontanes Ziel.

 

Gemeinsam mit hunderten, leicht bekleideten, Urlaubern überfiel ich einen Supermarkt. Es war Samstag Abend. Das Bier und Weinregal war mein direktes Ziel, das ich auch ohne Navi sofort fand. Ich musste nur den Menschenmassen folgen. Da waren wohl einige Partys angesagt.

Mit dem überladenen Einkaufswagen, ja ich hatte mich aufgeregt, bin ich zurück zum Zebra. Ich glaube es weinte, als es an das zusätzliche Gewicht dachte. Ich sprach ihm Mut zu.

 

Die Stadt und der Strand völlig überlaufen. Lloret voll in Touristenhand. Wie traumhaft würde es wohl an Marokkos Mittelmeerküste sein?.

 

Ich schlich weiter auf der Küstenstraße gen Südwesten.

 

In Francaset, einem Städtchen an der Costa Daurada, bat mich meine Blase dringend um einen Stopp. Auch hatte ich keine Lust mehr in der Dunkelheit weiter zu fahren. Es war schon 22 Uhr.

 

Seit der Abfahrt gegen 8 Uhr hatte ich gerade 620 km geschafft. Dem Megastau sei Dank. Schön, wenn man vorher nicht plant.

 

Gerne nutze ich die sanitären Einrichtungen in den Schnellrestaurants. Und freies WLAN gibt´s gratis dazu.

 

Parallel zur Hauptstraße, meine berühmte N 340, sah ich von weitem das gelbe Logo. Blinker gesetzt und mir einen Parkplatz gesucht.

Es war die Hölle los. Ein Geschrei drinnen und draußen. Glaube alle Einwohner und Touristen waren hier. Es war wie hier im Ländle, wenn es etwas Gratis gibt.

 

Zum Glück war mein Magen noch mit der Verdauung eines französischen Weichkäses, etwas Brot und 2 Bananen beschäftigt.

Geschätzte 200 – 300 Menschen vergnügten sich im und vor dem Restaurant. Meiner Blase hatte ich dies nicht gesagt. Nach einer kurzen Wartezeit konnte ich in das, doch sehr saubere aber enge, Etablissement eintreten.

 

EU ist nicht gleich EU. Die Bauvorschriften landesspezifisch.

 

Eine Toilette um den Darm zu entlasten, ein Pinkelbecken für Kinder, ca. 50 cm vom Fußboden entfernt. Ein Pinkelbecken für die, die nur kniend hätten in das Kinderpissoir pinkeln können. Ich hatte freie Auswahl. Knien wollte ich in meinem Alter nicht mehr.

Das Pissoir war, in ca. 50 cm Abstand, rechts neben dem Waschbecken auf gleicher Höhe fixiert. Dazwischen befand sich der Warmlufttrockner für die Hände. Es gehört doch etwas Mut dazu, der Blase zu sagen, dass es nun losgehen kann, wenn sich direkt daneben jemand die Hände wäscht und trocknet. Die warme Luft tat Ihm jedoch ganz gut.

 

Es ist immer ein schönes und entspannendes Gefühl, wenn sich die Blase im Innern wieder mit ihren Nachbarn unterhalten kann und keine wichtigen Infos an das Gehirn weiterleitet.

 

Spontan entschloss ich mich, gleich in meiner mobilen Ferienwohnung auf dem Parkplatz zu nächtigen.

 

In 200 m Entfernung war der ALDI, nach weiteren 200 m der LIDL. Den Lärm aus dem Restaurant hörte ich fast nicht. Ich bevorzugte wieder das Schlafzimmer im EG. Hier ist es sehr ruhig. Auch kann niemand sehen, ob ich in der Taxe schlafe. Hören vielleicht. Klagen kamen keine.

 

Gut ausgeschlafen habe ich um 7 Uhr den Gaskocher angeworfen und mir einen Guten Morgen Kaffee genehmigt. Dazu gab es vier Madeleines. Es ist ja Sonntag.

 

Zwischen der geöffneten Fahrertüre und der dichten Hecke konnte ich mich kurz abduschen. Muss am Sonntag sein. Zum Pinkeln musste mein Olivenglas herhalten. Der Hecke wollte ich dies nicht antun. Sie war noch schön grün. Das sollte auch so bleiben.

 

Das Schnellrestaurant war noch geschlossen. Eine Mitarbeiterin entsorgte die willkürlich weggeworfenen Verpackungen. Das Thermometer im Appartement zeigte frische 20 Grad an.

 

Das Zebra wollte weiter. Es hatte fast nichts mehr Verwertbares seinen beiden Mägen. Einer davon musste dringend gefüllt werden.

 

Es war sehr entspannend, auf den noch fast leeren Straßen und der R 340, der Küste entlang zu schleichen.

Die Polzei kontrollierte die Frühheimkehrer in ihren Fahrzeugen.

 

An einem riesigen Supermarkt stoppte ich kurz um den Magen des Zebras zu füllen.

Ich kaufte mir noch etwas Obst, Saft, Wasser, Brot und Käse. Das sollte für diesen Tag ausreichend sein.

 

Unter dem, teilweise überdachten, Parkplatz bereiteten 2 Männer in riesigen Pfannen bei offenem Feuer Paella zu.

Ich fuhr noch kurz runter an das Meer, genoss die Morgenstimmung und mein zweites Oimerle mit ungesüßtem schwarzen Kaffee.

Die Strecke in Richtung Almeria kannte ich gut von meiner letzten Anreise im Dezember 2014.

 

Waren hier doch auch die Damen am Straßenrand anzutreffen, die auf Kunststoffstühlen sitzend, auf ihre Kunden warteten.

Ich war wohl zu früh dran.

Leider kein Sightseeing. Nur zwei hübsche junge Damen, bekleidet in knapper roter und pinker Unterwäsche, lockten die Freier an. Ich überlegte, ob ich ihnen eine meiner Kleiderspenden anbieten solle.

 

Nein, ich kam nicht auf den Gedanken, mich mit meinem mobilen Appartement an einen der unbesetzten Plätze zu stellen und mich auf meinem bequemen Stuhl vor das Zebra zu setzen. Hatte ja auch keine Reizwäsche dabei. Meine Boxershort und meine blassen Beine hätte nur Gelächter hervorgerufen.

 

Auch hätte ich mich in meinem fortgeschrittenen Alter bestimmt eine weniger frequentierte Seitenstraße suchen müssen.

 

In Castellón de la Plana bin ich wieder auf die Autobahn. Darauf blieb ich bis Almeria, wo ich gehen 19:30 Uhr am Hafen eintraf.

 

Diese Familie war auch nicht früher in Nador als ich. Ist immer beeindruckend welche Lasten so ein Auto transportieren kann.

Im Hafen warteten Menschenmassen, die alle nach Marokko übersetzten wollten.

 

In Gedanken gleich wieder weiter bis nach Algeciras zu fahren, hatte ich mich an einem der Ticketschalter eingereiht. Nach 30 Minuten durfte ich meinen Reisepass und meine Fahrzeugpapiere der freundlichen Dame überreichen.

 

Ich hatte Glück. Für 4 Fahrzeuge waren noch Plätze auf der nächsten Fähre nach Nador frei. Kosten 256 Euro. Die Überfahrt am nächsten Tag um 14 Uhr hätte € 200.- gekostet.

 

Auf dem Parkplatz reihte ich mich artig in die mir zugewiesene Spur ein.

Ich war ja bereits in Marokko. Ein lebhaftes Treiben auf dem Parkplatz. Ich machte es mir erst einmal gemütlich. Setzte mich zu einigen Marokkanern auf eine Bank und verhaftete eine Büchse Ölsardinen in Sonnenblumenöl.

 

Mein frisches, mit kontrolliertem Bodenseewasser gewaschenes Sonntags T-Shirt, musste ich nun auch noch wechseln.

Es waren auch einige Marokkaner, die in Deutschland lebten und arbeiteten, mit ihren Familien unterwegs in ihre Heimat.

Zwei Familien hatten, wegen des Megastaus am Vortag in Frankreich, ihre gebuchte Fähre am Vortag verpasst und freuten sich, dass sie noch einen Platz auf dieser Fähre bekommen hatten. Auch erkannten einige das Zebra wieder, das sie unterwegs überholt hatten.

 

Insbesondere einige Kinder interessierten sich für das Zebra. Tausende Fragen wurden gestellt. Zwei ausführliche Wohnungsbesichtigungen wurden auch gewünscht.

 

Habe auch wieder ein paar Insidertipps für meine Marokkotour erhalten. Ich war wohl der einzige Tourist auf dem Parkplatz im Hafen.

 

Die Fähre sollte nach Plan um 23 Uhr ablegen.

 

Die Durchsagen aus den krächzenden Lautsprechern hatte ich nicht verstanden. Ich fragte bei meinen Nachbarn nach. 3 Stunden Verspätung hatte die Fähre.

 

Ich legte mich noch etwas aufs Ohr, lies jedoch die Hecktüren geöffnet, damit ich auch mitbekomme, wenn es wieder los geht.

 

Viele Marokkaner schliefen auf Decken neben ihren Fahrzeugen.

Gegen 2 Uhr wurden die Motoren der vollbeladenen Autos angeworfen. Kurz nach 4 Uhr legte die voll beladene Fähre ab. Zusammen mit einem Mercedes Sprinter durften wir als letzte Fahrzeuge in den Bauch der Fähre einfahren.

 

Zuerst gönnte ich mir einen Frühstückskaffee. Das übliche Prozedere begann. Zwei Stunden durfte ich in der Schlange stehen bis ich den Stempel vom Zoll in meinem Reisepass hatte.

 

Dann weiter zum nächsten Gang. Hier musste ich 2,5 Stunden warten, bis die Einreisepapiere für das Zebra hatte. Der Schalter war nur mit einem Beamten besetzt.

Draußen wurde es bereits hell. Den Sonnenaufgang auf dem Meer konnte ich leider nicht genießen.

 

Auf der Fähre lernte ich Najib und Jussouf kennen. Beide wohnen und arbeiten in Hamburg. Sie sind mit einem gebrauchten Berlingo von Hamburg bis nach Almeria durchgefahren. Das Auto verkaufen sie in Marokko.

Die Kosten für ihren Urlaub sind aus dem Gewinn des Fahrzeugverkaufes gedeckt. Machen die beiden seit vielen Jahren so.

Es waren sehr interessante, informative und lustige Gespräche mit den beiden netten Jungs. Habe auch die marokkanischen Telefonnummern der beiden erhalten, falls ich weitere Fragen oder Probleme während meiner Tour haben sollte.

 

Beide wollten mich gleich zu einer Party am Abend in der Nähe von Nador einladen. Nach ihren Beschreibungen wusste ich, was bei solch einer Party alles abgehen kann. Den Abend und die Nacht hätte ich wohl nicht überstanden.

 

Gegen 10 Uhr legte die Fähre, bei etwas bewölktem Himmel, im Hafen von Nador an. Es war sehr schwül.

Nun war ich, unterbrochen von einem dreistündigem Nickerchen, 27 Stunden auf den Beinen.

Es dauerte lange, bis ich von der Fähre zum Zoll vorfahren konnte.

 

Ich war überrascht, wie gut organisiert und ruhig es am Zoll zuging. Einen Schlepper mit gelber Sicherheitsweste ignorierte ich und reihte mich in eine der 4 Fahrspuren ein.

Es ging langsam voran.

Die erste Ausweiskontrolle durch einen sehr freundlichen und aufgeschlossenen Zöllner verlief ohne Probleme oder Fragen.

 

Am letzten Checkpoint kam ein älterer Zöllner mit strenger Mine auf mich zu. Jeder Zahnarzt hätte sich über einen solchen Patienten gefreut. Ich überreichte ihm die gewünschten Papiere.

Anschließend bat er mich, alle Türen meines mobilen Appartements zu öffnen. Im Wohn- Ess- und Schlafbereich musste ich auch einige Türen öffnen. Aufgeräumt hatte ich noch nicht. Die Einkäufe von Lloret gut verstaut.

 

Der Zöllner rief einen Kollegen, der mit seinem Hund ankam. Auch der Hund machte eine komplette Wohnungsbesichtigung. An meinen vielen Hundeleckerlis war der Hund nicht interessiert. Er war im Dienst. 

Ich fragte den netten Hundeführer, nach was der Hund, außer meiner Leckerlis, denn in der Wohnung suche. Ich zeigte ihm eine Tüte Hundeleckerlis. Der Zöllner lachte. Sein Hund ist auf die Suche nach Sprengstoff ausgebildet. Den hatte ich nicht an Bord.

 

Direkt neben der Taxe standen 5 hübsche Frauen, im Alter zwischen ca. 25- und 30 Jahren, in schicken Militäruniformen und beobachteten alles sehr interessiert.

 

Ich fragte sie, ob sie hier arbeiten würden. Das sei ein Teil ihrer Ausbildung. Es war wieder schön, das Lächeln der Menschen zu erleben.

 

Der, nach Vorschrift arbeitende, Zöllner interessierte mich nicht mehr.

 

Inzwischen hatte sich dieser mein Arbeitszimmer genau angesehen. Ich stand immer hinten an den Hecktüren und konnte ihn nicht sehen. 

 

Er hielt meine Marokkolandkarte in seiner Hand und machte mich darauf aufmerksam, dass er diese beschlagnahmen werde. Ich war etwas geschockt und verstand den Grund nicht.

Auf der Motorhaube wurde die Landkarte ausgebreitet. Er deutete mit einem Finger auf den Kartenteil in dem "Westsahara“ zu lesen war. Das sei Marokko meinte und die Landkarte ist beschlagnahmt.

 

Die 5 Frauen waren wohl über das Verhalten des Zöllners auch etwas irritiert. Ich machte ihnen in englischer Sprache klar, dass ich ihr Land sehr schön finde und die meisten Menschen sehr nett sind.

“ Die meisten“ betonte ich.

Sie lächelten.

 

Ich wurde etwas lauter und bestand darauf, dass ich meine Landkarte benötige, um mir das herrliche Marokko anzuschauen. Ein weiterer jüngerer Zöllner kam hinzu und versuchte seinen Kollegen zu beruhigen.

 

Als Vergleich schlug ich vor, mit der Schere den Kartenteil Westsahara herauszuschneiden. Das lehnt der ältere Zöllner ab.

Nach langem Hin und Her und Diskussionen durfte ich mit meiner Schere unter strenger Aufsiche den Westsaharateil heraustrennen und die kastrierte Karte wieder an Bord nehmen. 

Auch aus dem, der Karte beigefügten, Straßenverzeichnis, musste ich einige Seiten heraustrennen.

Mit einem Stempel und Unterschrift wurden die Teile gekennzeichnnet.

Die Frauen wünschten mir lächelnd eine gute Fahrt und einen schönen Urlaub in ihrem Land. Mitfahren wollte keine. Hätte alle gleich mitgenommen.

 

Wie langweilig ist es doch, wenn man mit dem Flieger nach Marokko reist.

Ich wusste, was ich nun nicht machen werde: Nach der Ausfahrt aus dem Zoll anhalten.

 

Ich winkte freundlich den vielen Männern zu, die mir ihre Hilfe oder Dienstleistungen anbieten wollten und stoppte erst nach ca. 2 Kilometern.

 

Ich war in Marokko angekommen.

 

In einem kleinen Magazin kaufte ich mir Brot, Joghurt und Wasser und schaute in das lächelnde Gesicht des freundlichen Verkäufers.

 

Auf der gegenüberliegenden Seite war ein Geschäft, das Telefonkaten der Maroc Telekom verkaufte. Hier lies ich mein Handy für 20 DH aufladen. Da war noch jede Menge Guthaben von meiner letzten Tour drauf. 240 Freiminuten hatte ich nun zur Verfügung.

 

Auf der N16 fuhr ich nun bei bewölktem Himmel Richtung Osten.

 

Ras el Ma, ein bekannter Badeort in Marokko war mein angepeiltes Ziel. Bin dreimal von der N16 abgebogen um an die Strände zu kommen. Es war Saison und entsprechend viel los.

Im Vergleich zum Strand in Lloret menschenleer.

Außerhalb der Sommersaison findet man hier an diesem flachen Küstenstreifen sicherlich schöne Übernachtungsplätze.

 

In Ras el Ma war der Strand gut besucht.

Ich fuhr hoch zum Cap de l`Eau und schaute von hier aus auf das Meer und hinüber auf die 3 vorgelagerten Inseln.

Einen geeigneten Übernachtungsplatz hatte ich dieser Ecke nicht gefunden.

 

Die Müdigkeit setzte ein. Auf der Landkarte sah ich einen Fluss, der etwas westlich der Stadt ins Mittelmeer mündete.

 

Hier fand ich, etwa 200 m von der Zufahrtsstraße entfernt, direkt am Fluss Moulouya einen sehr schönen Stellplatz.

Rechts von mir waren Angler. Das waren Urlauber. Links von mir 2 einheimische Angler, die immer mehr Glück hatten. Sie boten mir einen fangfrischen Fisch an. Habe mich dafür bedankt. Konnte mit dem Teil nichts anfangen.

 

Mit der Büchse Hering in Tomatensoße schon. Dazu leckeres frisches marokkanisches Brot. Was braucht man(n) mehr.

 

So einen herrlichen Platz um Wäsche zu waschen findet man selten. Ich nutzte die Gelegenheit um meine Kleidung zu reinigen und schwamm eine kleine Runde im Fluss. Dies taten die Urlaubsangler neben mir auch. Freiwillig wäre ich nicht in das Wasser gehüpft.

 

Ich setzte mich noch eine halbe Stunde zu den einheimischen Anglern und fühlte ich sehr wohl bei den Jungs. Sie ärgerten sich jedoch über die Jetskifahrer, die vom Meer aus den Fluss hinauf jagten und die Fische vertrieben.

 

Zum ersten Mal auf der Tour machte ich es mir im Schlafzimmer im OG gemütlich.

Jedoch nicht ohne vorher den Sonnenuntergang genossen zu haben.

Total übermüdet und sehr zufrieden bin ich schnell weggesegelt.

 

Um 6:30 Uhr bin ich aus den Federn gekrochen. Es war wieder sehr schwül. Der Himmel bewölkt.

 

Die Morgenstimmung am Fluss und ein Tässchen Kaffee ein Traum. Nun war nach 4 Tagen Fahrt mal wieder Haushaltsarbeit angesagt.

In dieser tollen Umgebung macht auch diese Freude. Leider hatte ich meinen Staubsauger vergessen.

 

Nachdem die Wohnung und das Arbeitszimmer wieder schwäbisch-deutsch aussahen, suchte ich mir mein nächstes Ziel auf der Landkarte aus.

 

Bis nach Saidia, an die algerische Grenze, waren es noch 15 km. Nur was sollte ich dort?

Ich beschloss gleich in Richtung Süden zu fahren.

 

Berkane war die nächste Stadt, die ich auf kleinen Nebenstraßen erreichte.

 

Im Uferbereich des Flusses wird viel Obst und Gemüse angebaut.

Ca. 5 km vor der Berkane hatte ich noch 2 jüngere, eher schüchterne, Anhalter mitgenommen und im Zentrum abgesetzt. Sie bedankten sich mit einem Händedruck.

 

Mein zweites Frühstück habe ich in einem Café eingenommen. Frische Pfannkuchen und einem sehr gustiösen Minztee.

Der Inhaber sah mir an, dass mir beides schmeckte und freute sich.

Es war die erste warme Speise seit meiner Abfahrt in Tuttlingen.

 

Einer der Jungs, die ich mitgenommen hatte, kam vorbei und setzte sich wortlos mit an meinen Tisch.

Ich fragte ihn, nein ich versuchte zu fragen, ob er etwas trinken oder essen möchte. Er antwortete nicht. Schaute mich nur an und bestellte sich ein Milchgetränk und süßes Gebäck, das er gleich bezahlte.

 

Ich verabschiedete mich und fuhr, teilweise auf Pisten, weiter südlich nach El Aioun.

Von hier weiter auf teilweise unbefestigten Nebenstraßen in die lebhafte Stadt Taourirt. Marokko pur.

Schattige Plätze

Der leckere Pfannkuchen wurde von meinem Magen schnell verdaut und weitergeleitet, was sich an einem spürbaren Druck bemerkbar machte. Hunger hatte ich auch schon wieder.

 

Meine Augen entdeckten ein nettes Café mit Restaurant. Einen Parkplatz und freien WLAN Zugang gab es hier auch. Das lebhafte Treiben auf der Straße konnte ich wunderbar genießen. Die Toilette auch.

 

Der Kellner war mir gleich sympathisch. Er lächelte, war freundlich, interessiert, aufgeschlossen und sprach Englisch.

Ihm gefiel meine Art des Reisens in Marokko und freute sich über die Kontakte, die ich bereits in Marokko hatte.

 

Ich bestellte mir ein Omlett und einen Tee. Serviert wurde dieses hier.

Nachträglich noch ein großes Glas frisch gepressten Orangesaft und eine Cola. Zusammen hatte ich 30 DH bezahlt.

Am liebsten hätte ich gleich vor dem Restaurant übernachtet. Nicht wegen der Preise. Nein, ich fühlte mich einfach sehr wohl hier.

 

Es war Nachmittag und das Zebra scharrte schon mit den Hufen. Wir fuhren weiter gen Süden.

 

Die Stadt Debdou war der nächste Anfahrpunkt.

 

Unterwegs nahm ich noch 2 Brüder mit. Ca. 8 und 12 Jahre alt. An einer Kreuzung hatten sie die Hand gehoben und wollten nach Debdou mitgenommen werden.

 

Auch eine sehr lebhafte typische marokkanische Kleinstadt, in einer wunderbaren Landschaft gelegen. Beide Jungs genossen die Fahrt. Der Kleine machte es sich auf der Wohnzimmercouch gemütlich.

 

Ich deutete an, dass er nicht schnarchen solle. Ein riesen Gelächter brach im Zebra aus. Ihr Vater macht das wohl, meinten die Jungs. Gleich nach der Ankunft in der Stadt, wurden die gesparten 5 DH Fahrtgeld im nächsten Magazin in Süßigkeiten umgesetzt.

 

Auf einer sehr kurvenreichen Straße, die teilweise durch einen wunderschönen Wald führte, erreichte ich das menschenleere Plateu Rekkam, eine weite Hochebene auf ca. 1.600 m Höhe.

 

Die Sonne war müde und verabschiedete sich langsam mit einem zauberhaften Lichterschauspiel. Ich sah einige Nomadenzelte und Hirten, die mit ihren Schaf- und Ziegenherden unterwegs waren.

Rechtes Bein vom Pedal genommen, mit dem linken Bein das linke Pedal voll durchdrückt, mit dem rechten Bein das mittlere Pedal leicht gedrückt, Lenkrad leicht rechts eingeschlagen, Ganghebel auf Mittelstellung gestellt, Handbremse gezogen und den Zündschlüssel gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Es war Ruhe.

 

Nach diesen vielen Tätigkeiten, ja man glaubt es nicht, wie schwer so ein Zebra zu bewegen ist und wie viele Arbeitsschritte notwendig sind, stoppte ich.

 

Die herrliche und mich sehr bewegende Abendstimmung und die absolute Stille saugte ich in mich hinein. Hier, in diesem Augenblick, war Welt noch in Ordnung.

 

Lange Minuten, in denen  man alles andere Wichtige und Unwichtige einfach mal vergessen kann. Kommt jedoch sehr schnell wieder zurück.

 

Ein LKW Fahrer, der Salz geliefert hatte, schnorrte sich noch eine Zigarette bei mir. Da er nach noch Nador zurück musste, gab ich ihm noch zwei weitere mit.

 

Ohne groß an die einzelnen Arbeitsschritte zu denken, um das Zebra wieder zu bewegen, fuhr ich weiter auf der N19. Grobes Ziel war die Stadt Midelt. Erreichen würde ich die Stadt heute nicht mehr.

 

Ca. 3 km nach meinem Stopp sah ich von weitem sehr viele Zelte.

Ich dachte zuerst, es seien Nomaden die dort lebten. Nun sah ich auch, dass viele Autos und LKW´s bei den Zelten standen.

 

Ich war neugierig und fuhr langsam auf der Straße weiter. Ich sah viele Pferde, viele Menschen und hörte oft ein dumpfes Knallen.

Ich stoppte.

 

Am Straßenrad parkten einige Autos. Mit einem der Fahrer, ein Marokkaner aus der Region, der in Spanien arbeitet, konnte ich mich etwas in Englisch unterhalten.

 

Es fand ein Reiterfest statt, das eine Woche dauerte und einen religiösen Hintergrund hatte:

 

Auszug aus Wikipedia:  

A Fantasia ist ein traditioneller Pferdesport, der während kultureller Veranstaltungen im Maghreb, vor allem in Marokko, durchgeführt wird. Sie kann auch im Zusammenhang mit traditionellen Berber-Hochzeiten abgehalten werden. Fantasia ist der europäische Begriff, im Arabischen Raum wird die Veranstaltung als laâb el baroud oder lab-el-baroud (arabisch ‏لعب البارود‎, zu Deutsch "Spiel des [Schwarz-]Pulvers") oder laâb el-kheil (arabisch ‏لعب الخيل‎ - "Spiel der Pferde") bezeichnet.

Die Fantasia wird von einer Gruppe von Reitern in traditionellen Gewändern auf in der Regel Berber-Rassepferden durchgeführt, die in einer geraden Linie nebeneinander mit gleich hoher Geschwindigkeit galoppieren. Am Ende der ca. 200 Meter langen Strecke feuern die Reiter gleichzeitig mit meist historischen Schlossflinten in die Luft. Die Schwierigkeit der Darstellung besteht in der Synchronisation sowohl des Ritts als auch vor allem am Ende der Schüsse, so dass idealerweise nur ein einziger Knall zu hören ist.

Die Veranstaltung wurde durch die historische Angriffsform der Berber inspiriert. Heutzutage wird die Fantasia als Brauchtum und Kampfsport gesehen und symbolisiert neben der traditionellen Verbundenheit auch die Verbindung zwischen Mann (Reiterinnen sind praktisch unbekannt) und Pferd.

Jede Region in Marokko hat eine oder mehrere – serba genannte – Fantasia-Gruppen mit zusammen mehreren Tausend Reitern. Die Veranstaltungen finden meist innerhalb lokaler kultureller oder religiöser Festivals (moussem) statt, teilweise werden sie auch von auf Touristen spezialisierten Restaurants organisiert.

 

Der nette Mann meinte, dass ich auf das Gelände gehen könne um mich umzuschauen. Ich fuhr auf das Gelände, parkte, und sah in viele neugierige Männeraugen. Das Zebra und der Fremde fielen sofort auf.

Ohne Kamera in der Hand bin ich auf dem Platz herumgelaufen. Es wurde schon etwas dunkel.

 

Auf einem großen Platz fanden die Wettkämpfe statt. Über 200 sehr schön geschmückte Pferde, Reiter in traditioneller Kleidung und mit ihren, bis zu 100 Jahre alten, Vorderladern in der Hand, nahmen daran teil.

 

Mit dem Smartphone hatte ich noch einige Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen gemacht. Es wurde bereits dunkel.

Die Reiter zogen sich, in ihre zum Teil riesigen Zelte, zurück.

Ich mich auch, ca. 3 km weiter, auf einen Platz neben der Straße und in der Nähe eines Olivenhains. Es begann stark zu regnen.

Nach einem kleinen Snack knipste ich gegen 21:30 Uhr das Licht im EG aus.

 

Ich muss wohl schöne und lange Träume erlebt haben.

Gegen 8:30 Uhr öffneten sich meine Augen. Hinter dem Zebra lief gerade ein Hirte mit seiner großen Herde Schafen und Ziegen vorbei.

 

Nach dem obligatorischen Frühstückskaffee und etwas Brot mit Butter und Xsälz suchte ich das Badezimmer auf. Ich musste mich ja für den erneuten Besuch des Reiterfestes etwas aufhübschen. Der Himmel zeigte sich in einem Sonne- Wolkenmix.

 

Alles hatte heute etwas länger gedauert. Nach 2 Stunden bin ich zurück auf das Festivalgelände gefahren. Ich wusste nicht, ob ich hier fotografieren dürfe und lies meine Kamera im Zebra zurück.

 

Sehr schnell hatte ich Kontakt mit einigen Männern und Reitern.

 

Sie erklärten mir viel. Verstanden hatte ich nichts. Nur, dass ich dreimal zum Tee und Essen in die Zelte eingeladen wurde.

 

Vor diesen wurden bereits Schafe und Ziegen für die tägliche Mahlzeit geschlachtet.

 

Dem Organisator des Festivals wurde ich auch vorgestellt. Er meinte, dass ich hier fotografieren dürfe. Habe nur mitbekommen, dass einige wenige Männer damit nicht einverstanden waren.

 

Ich durfte mich auf ein Pferd setzen, einige Gewehre in die Hand nehmen und beim Laden mit Schwarzpulver zuschauen. Die Zündkapseln und das Schwarzpulver wurden aus Spanien importiert.

 

Ein Mann brachte mir wortlos ein Glas Tee.

 

Nun ging ich nochmal zur Taxe und holte die Kamera. Da es unterschiedliche Meinungen bezüglich des Fotografierens gab, hielt ich mich zurück, bzw. fragte immer, ob ich ein Foto machen dürfe.

 

Ohne eine Einladung anzunehmen, machte ich mich nach 2 Stunden wieder auf den Weg. Am nächsten Abend wollte ich bei meiner Berberfamilie eintreffen.

 

Diese Hochebene war phantastisch. Teilweise mit Tafelbergen im Vordergrund und menschenleer. Autos oder LKW´s kamen mir kaum entgegen.

 

Manchmal bin ich von der Straße auf Pisten abgebogen, die meist wieder auf die Straße zurückführten. Von der N19 bog ich auf die R606 ab.

Ich machte mal wieder einen Fotostopp am Straßenrand, als ein Toyota HZJ 79 neben mir stoppte.

Den beiden Männern gefiel meine Taxe.

Noch mehr interessierte sie, ob ich Bier dabei hätte. Lügen wollte ich nicht und holte aus dem Getränkelager 2 Dosen spanisches Bier heraus und reichte diese weiter. Mit einem freundlichen Lächeln und Shokran verabschiedeten sie sich.

 

Der marokkanische Minztee schmeckte mir besser als das spanische San Miguel. Während der gesamten Tour hatte ich nur den Inhalt von drei Dosen Bier verhaftet.

Nun erreichte ich die N15 die mich bis kurz vor Midelt führen sollte. Noch hatte ich keine Lust auf der gut ausgebauten Straße zu fahren um Kilometer zu fressen.

Parallel zur Straße verlief das Oued Moulouya.

 

An diesem Fluss hatte ich vor 2 Tagen bereits übernachtet. Ich bog auf eine unbefestigte Straße ab, die hinunter zu einem kleinen Dorf, nahe des fruchtbaren Oueds, führte. Hier wollte ich ein Stück dem Fluss gen Süden folgen.

 

In dem kleinen Dorf suchte ich einen Weg zu Fluss und landete gleich in einer Sackgasse. Viele neugierige Augen schauten den Fremden mit dem auffälligen Fahrzeug an.

 

Mir wurde erklärt, dass ich mit dem Auto nicht zum Fluss komme, jedoch oberhalb eine Piste sei. Diese wäre wohl für das Zebra auch nicht geeignet. Ich bedankte mich und kam beim Wenden sehr ins Schwitzen.

Im Dorfladen kaufte ich noch 2 Flaschen Wasser, obwohl ich noch genügend in der Speisekammer gelagert hatte.

 

Ich wollte dem jungen neugierigen Mädchen einfach eine Freude machen. Der Opa lag hinter dem Tresen auf einem Teppich und schlief. Neben ihm wohl sein ca. 2 Jahre alter Enkel. Schön dies zu sehen.

 

Ich fand die Piste, der ich einige Kilometer folgte.

Allrad und teilweise Untersetzung waren notwendig um dieser Piste, die auch durch meist ausgetrocknete Oueds führte, zu folgen.

Die ersten drei Oueds konnte ich noch durchqueren. Beim Vierten war Schluss. Grund war der etwas steile, sehr sandige und felsige Ausstieg aus dem Flussbett.

In Begleitung eines zweiten Fahrzeugs hätte ich es gewagt.

 

Die beiden Frauen, die auf ihren Eseln den gleichen Weg nahmen, grinsten etwas verschmitzt, als ich ihnen versuchte zu erklären, dass ich hier mit der Taxe nicht weiterkomme. Querfeldein fuhr ich wieder hoch zur N15.

Schön war die Fahrt auf der Piste dennoch.

 

Die Zeit verging wieder sehr schnell. Mein Magen meldete sich. Brot hatte ich noch keines gekauft. Ich machte noch einige Fotostopps.

 

In Outat el-Haj machte ich eine Pause.

Einem Marokkaner fiel das Zebra auf. Auch der der große Schriftzug am Dach “We Are One World“ hatte sein Interesse geweckt.

Er sprach mich an. Zuerst dachte ich, da will mir wieder jemand etwas verkaufen und in irgendein Geschäft schleppen. Das Gespräch, in Deutsch, beendete ich schnell und suchte ein Café auf. Ich bestellte mir einen Tee.

 

Nach 10 Minuten fuhr der Mann mit seinem, etwas in die Jahre gekommenen, mattschwarzen und hochgelegtem Discovery am Café vorbei, sah mich, stoppte, und kam zu mir an den Tisch. So nach und nach wurde mir der Herr doch sympathisch. Er setzte sich zu mir und bestellte sich einen Kaffee.

 

Redouane lebt getrennt von seiner Frau und hat einen 11 jährigen Sohn und studierte zwei Jahre in Berlin, auch in London und Frankreich. Er stammt aus einer Nomadenfamilie, die es hier in der Region noch viele gibt.

 

Seine Gedanken, Ansichten und seine offene Weltanschauung gefielen mir. Im sozialen Bereich ist er sehr engagiert. Wir verstanden uns prima. Ja, wir mochten uns.

 

Ich vertraute ihm, nahm seine Einladung an und folge ihm zu seinem Haus. Dieses befand sich am Dorfrang von Orjane, etwa 5 km außerhalb der Stadt in Richtung dem Mittelatlasgebirge.

 

Einfach aber urgemütlich mit einem riesigen Grundstück. Die Türen im Haus waren alle offen für mich.

Sein sein Sohn war bei seiner Mutter in den Ferien am Atlantik. Im Haus lebte noch Suzanne, eine Französin, die ein Buch über die Nomaden schrieb. Ich sah sie jedoch nur kurz. Sie ging weiter zu Verwandten von Redouane.

 

Wir tranken erst mal einen Tee zusammen.

Er plant hier eine Art internationale Begegnungsstätte aufzubauen, die einen Vereinssatuts erhalten wird.

Der Name wird “ NIBRAS“ sein.

Kontakte, auch internationale, hat Redouane viele. Auch zu einer, wohl sehr bekannten schwedischen Ärztin, die ihn auch schon öfters besuchte.

 

Studenten können hier ein Praktikum machen, Durchreisende eine Pause oder auch aktiv mitarbeiten. Weiterhin ist er mit der Provinzregierung im Gespräch, dass er eine Art Vorschule für Nomadenkinder errichten kann. Fördergelder hatte er bereits beantragt.

 

Noch ist das schattenlose Grundstück gähnend leer.

Auch möchte er ein- oder mehrtägige Offroadtouren in die Gebirgsregion anbieten, inkl. persönlichen Kontakten und Essen bei marokkanischen Familien in der Region. Rein auf Kommerz ausgerichtete Touren lehnt Redouane jedoch ab.

 

Er möchte die Menschen in der Region mit den Ausländern zusammenbringen. In ca. 25 km Entfernung befindet sich der höchste Berg des Mittelatlas, der der Jbel Bou Naceur.

 

Nach dem Tee zeigte er mir stolz seinen Brunnen.

Bis in eine Tiefe von ca. 80 m hatte er diesen selbst ausgehoben.

Mit Unterstützung einer  Firma wurde der Brunnen bis in eine Tiefe von ca. 120 m gebohrt.

Das Wasser wird in 4 Container gepumpt. Von hier aus fließt das Wasser weiter zu vielen Familien. Mit dem Trinkwasser versorgt er ca. 400 Menschen.

 

Die Wassercontainer stehen auf dem Aushub des Brunnens.

Wir hatten Hunger. Redouane bereitete eine leckere Tajine zu. Ich sorgte für den passenden Wein.

 

In der Abendsonne genossen wir das Essen vor dem Haus.

Völlig normal ist, dass auch in der Region immer etwas Gutes geraucht wird. Und ich rauchte auch mit bis in den frühen Morgen hinein.

 

Ich bat Redouane, meine Berberfamilie anzurufen, um diese über mein Kommen am nächsten Tag zu informieren. Er sprach sehr lange mit Hassna und meinte, dass sie mich sehr gerne hat und mich liebt.  Ja, das war mir seit meinem letzten Besuch im Dezember auch bewusst.

 

In den folgenden Tagen hatte ich oft mit Redouane Kontakt. Er war nun die direkte Verbindung zu meiner Familie und hatte mit allen Mädels und der Mutter mehrmals telefoniert.

 

 

 

Auch der Hund vom Nachbarn kam zu einem Besüchle vorbei. Er hatte wohl etwas Gutes gerochen.

Ich holte meine Hundeleckerlis und dachte, ich kann dem lieben Vierbeiner eine Freude machen. Dachte ich. Er schnupperte nur daran.

Redouane gab ihm eine Schüssel mit eingeweichtem älteren Brot. Schwanzwedelnd und voller Freude wurde die Mahlzeit in Sekunden verhaftet. Unsere Hunde im reichen Europa wären bei dieser Mahlzeit wohl in den Hungerstreik getreten.

 

Der Himmel wurde dunkel. Helle und sehr viele Blitze waren zu sehen. In den Bergen zog sich ein Gewitter zusammen. Die Sonne ging unter.

 

Redouane wollte mit mir hoch auf einen Berg an einen seiner Lieblingsplätze fahren, um mit mir die Landschaft und die Stimmung zu genießen. Er sei gerne an diesem Ort.

 

Als es bereits dunkel war, starteten wir. Fahren durfte ich eigentlich nicht mehr. Das sei aber kein Problem in dieser Gegend, so Redouane.

 

Ich bin in Nordafrika. Und die Menschen haben Zeit.

 

Der erste Stopp war bei Verwandten, die ca. 1 km weiter wohnten. Hier traf ich auch wieder Suzanne, die gerade der jüngsten Tochter ihre langen Haare kämmte.

 

Ich wurde herzlich mit Küsschen begrüßt und war sofort in der Familie integriert.

 

Die Familie lebt von der Landwirtschaft. Der Vater zeigte mir den Stall. 2 jüngere Milchkühe, ein Esel, Schafe und Ziegen standen friedlich zusammen in diesem sehr gepflegten und sauberen Stall.

 

Ich war beeindruckt und setzte, bzw. legte mich im Innenhof auf den Teppich und fühlte mich wie zu Hause. Die Frau brachte mir frische Trauben von den eigenen Reben und einen Tee.

Redouane´s neugierige Katze

Nun meinte Redouane, es wäre Zeit um mir seinen schönen Platz in den Bergen zu zeigen. Es war stockdunkel.

 

Wir fuhren auf einem unbefestigten Weg in Richtung Berge. Kamen jedoch nicht dorthin, weil eine neue Straße gebaut wurde. Auf diese Straße/Schotterweg ist das Zebra noch hochgeklettert. Auf der anderen Straßenseite fanden wir keine geeignete Abfahrt.

 

Wählerisch waren wir nicht. Also wieder eine steile Abfahrt in Richtung Dorf gesucht und 20 Minuten querfeldein im Gelände über Steine und Gestrüpp gefahren. Alle Gelenke des Zebras mussten starke Schmerzen ertragen.

 

Redouane fand immer wieder einen Weg, auf dem es wieder ein paar Meter weiter ging. Wir fuhren wohl zwischen 2 trockenen Oueds umher, fanden jedoch keinen Weg, um aus diesen wieder herauszukommen.

Ich rechnete damit, dass ich am nächsten Morgen bestimmt einen platten Reifen habe.

 

Im Scheinwerferlicht lief Redouane oft vor dem Zebra her um eine Ausfahrt zu finden. Plötzlich sahen wir Lichter von Taschenlampen. Es waren Nachbarn von Redouane, die uns wohl herumirren sahen. Mit den Taschenlampen wurde uns eine Ausfahrt aus dem Oued gezeigt. Das Haus war nur wenige Meter entfernt.

 

Ich freute mich auf ein kühles Bier um den Abend ausklingen zu lassen. So einfach ist das nicht. Das einzige Café im Dorf wurde angesteuert.

 

Wir setzten uns zu einigen Männern an den Tisch und bestellten einen leckeren schwarzen Kaffee.

 

Bis auf einen Nichtraucher, hatten alle ihr Pfeifchen oder eine Tüte in der Hand oder im Mund und genossen diese.

 

Redouane stellte mich den Männern vor und übersetzte teilweise die Gespräche. Manchmal bekam ich richtig Angst wegen der heftigen Diskussionen unter den Männern. In arabischer Sprache hört sich das immer sehr schlimm an. War es aber nicht.

 

Hauptthema war wohl die mangelhafte Trinkwasserversorgung einiger Familien im Dorf.

 

In diesem ist auch eine Olivenmühle. Das Gebäude und die maschinelle Ausstattung wurde vom Staat finanziert. Einige Menschen haben somit ein Einkommen.

 

Der Leiter der Olivenmühle, ein jüngerer aufgeschlossener Mann, informierte mich, dass er nun das Biosiegel für das Ölivenöl erhalten hatte.

Die Proben wurden wohl von einem Labor als sehr gut bewertet. Nun erhofft er sich, dass er das Öl auch gut verkaufen kann.

 

Auch mir wurden viele Fragen bezüglich dem Leben und Arbeiten in Deutschland gestellt. Das Thema Müll wurde auch angesprochen.

 

Ich informierte die Männer über unser Pfand- und Entsorgungssystem. So langsam wurde ich müde und freute mich auf mein gemütliches Bettchen. Redouane meinte, dass es Zeit ist zu gehen. Endlich, dachte ich.

 

Wir fuhren mit dem Zebra jedoch nicht direkt zum nahegelegen Haus. Nein ein kurzer Verwandtenbesuch wurde kurzfristig in das Abendprogramm mit eingeschoben.

 

Wir hielten oben an der Straße an und gingen, durch eine schmale Gasse, hinunter zu Haus. Es goss in Strömen.

 

Durch den Haupteingang traten wir in das Gehöft ein. Wieder waren wir bei der Familie, die wir bereits besucht hatten. Schuhe aus und hinein in das Zimmer.

 

Suzanne lag mit einem Jungen im großen Wohnzimmer auf dem Boden, den Kopf auf einem Kissen. Ein schönes Bild. Beide schauten sich eine Fernsehsendung an.

 

Nach und nach kamen die Familienmitglieder in das Zimmer. Es war fliederfarben gestrichen. Ein Teil der Wände weiß. Und wieder die Glühbirne an der Decke an einem Kabel baumelnd. Auch das ist für mich mein Marokko.

 

Ich legte mich in eine Ecke. Ein runder Tisch wurde hereingebracht. Nein, es wird doch um diese Uhrzeit nichts mehr zum Essen geben. Doch es gab.

 

Eine Tajine mit glücklichem Putenfleisch aus eigener Produktion wurde serviert. Wie immer, wurde mit der Hand gegessen. Zum Nachtisch gab es Honigmelonen und Trauben. Der Tee war traumhaft lecker.

 

Es war so schön, dies erleben zu dürfen. 8 Personen saßen oder knieten um den runden Tisch und aßen gemeinsam.

 

Die jüngste und hübsche Tochter, ca. 10 Jahre jung, hatte mich immer im Blick und grinste. Wir beide verstanden und mochten uns.

 

Alles Schöne hat mal ein Ende. Suzanne blieb hier und schlief bei der Familie.

 

Es regnete immer noch. Unter dem Schutz von, über den Köpfen ausgebreiteten, Handtüchern, wurden wir hoch zu Taxe begleitet. Ich freute mich nun auf mein Bett, setzte den Blinker um in Richtung Haus abzubiegen.

 

Ich solle geradeaus fahren. An einem, noch um ca. 2 Uhr, geöffnetem Magazin kaufte Redouane einige Dinge ein, jedoch nicht ohne ein längeres Schwätzle zu halten.

 

Glaube, dass ich gegen 3 Uhr müde ins Bett gefallen bin. Es war wieder ein traumhafter und schöner Tag den ich erleben durfte.

 

Von Redouane habe ich mich verabschiedet und ihm versprochen wieder zu kommen. Auch, dass ich für ihn im Freundes- und Bekanntenkreis etwas Werbung für sein Projekt und seine Aktivitäten mache.

 

(Kontaktdaten gebe ich gerne an Reisende weiter, die sich in der Lebenseinstellung und Offenheit von Redouane wiederfinden. Kleider- und Sachspenden nimmt er auch gerne entgegen. Diese werden an bedürftige Menschen in der Region weitergegeben)

 

Ich wollte früh losfahren. Sein Angebot, doch in seinem Haus zu schlafen, lehnte ich dankend ab.

Nach 4 Stunden Tiefschlaf im OG bereitete ich mein Petit Dejeuner zu.

 

Wie erwartet schlief Redouane noch. Ich fuhr los. Das fiel mir sehr schwer. Ich hätte es hier noch viele Tage ausgehalten. Zumal sich diese Ecke auch für herrliche Ausflüge und Wanderungen in die Berge anbietet.

 

Auf der N 15, die in Richtung Süden weiterführte, angekommen, standen einige Menschen am Stadtausgang von Outat el-Haj und wollten mitgenommen werden.

 

Ich stoppte. Ein älterer Mann nahm neben mir Platz. Er wollte bis in die nächste Stadt Missour.

 

Im Rückspiegel sah ich, dass noch 2 Frauen schnell in Richtung Zebra liefen. Ich stieg aus.

 

Es war eine Frau mit ihrer Tochter. Die beiden hinteren Wohnzimmertüren wurden geöffnet. Für die Mutter wollte ich gerade meine klappbare Einstiegshilfe bereit machen. Nur ihre Tochter sollte ich mitnehmen. Sie nahm auf der bequemen Couch Platz. Und sie sprach Englisch. Der Tag begann wieder gut.

 

Hayat ist ausgebildete Krankenschwester und arbeitete im Hospital in Missour. In dieser Stadt hat sie auch eine Wohnung.

 

Nun leitet sie in einem Dorf eine kleinere staatliche Landpraxis.

 

Die Aufgaben sind sehr vielseitig. Das beginnt mit der Schwangerschaftsberatung- und Betreuung, Geburtshilfe, Behandlung von kleineren Verletzungen, führt Impfungen durch usw. Täglich kommen ca. 40 Patienten in die Praxis. Vom Baby bis zum Greis.

 

Mein Mitfahrer lächelte nur. Er sah mir an, dass ich mich freute. Verstanden hatte er jedoch nichts.

 

Die Fahrt war leider viel zu kurz. Auf halber Strecke nach Missour hielt ich an. Hayat wollte zur Arbeit.

 

Ich bot an, Sie direkt zur Praxis zu fahren. Ich bog von der Hauptstraße ab und fuhr ca. 2 km weiter in das Dorf. Diesen Weg legt sie oft zu Fuß zurück.

 

Ich stoppte und half Hayat aus dem Wohnzimmer. Von außen eine sehr schönes gepflegtes Gebäude. Neben der Praxis befand sich noch ein weiteres Gebäude, in dem eine Wohnung vorhanden ist. Hayat könnte darin wohnen. Sie möchte jedoch lieber Abstand von ihrem Arbeitsplatz haben und in der Stadt wohnen.

 

Ich durfte mir den Arbeitsplatz von Hayat anschauen. Alles sehr sauber und gepflegt.  Alle Schubladen und Schränke wurden geöffnet. Mein Mitfahrer saß draußen im Zebra und musste warten.

 

Hayat sah, dass ich ein Auge auf das Blutdruckmessgerät, das andere auf sie gerichtet hatte. Ich solle kurz auf dem Stuhl Platz nehmen und meinen linken Arm ausstrecken. Mein Blutdruck wurde gemessen.

 

Mit einer erschreckenden Diagnose: 150/90. Dies war das erste Mal in meinen langen Leben, dass Bluthochdruck festgestellt wurde. Das sagte ich auch meiner Krankenschwester mit weit aufgerissenen Augen.

 

Sie fragte, ob ich wenig geschlafen hätte. Nun ja, nur 4 Stunden. Und davor hätte ich Rotwein, Bier, Tee und Kaffee getrunken, zweimal sehr gut gegessen und viele landestypische Rauchwaren genossen. Hayat lachte.

 

Bevor ich mich nun auf die Couch zu weiteren Untersuchung legen würde, verabschiedete ich mich von ihr.

 

Ich solle sie bei meiner nächsten Tour unbedingt wieder besuchen. Sie lud mich zu sich in ihre Wohnung in der Stadt ein. In mein Reisetagebuch schrieb sie noch ihre Telefonnummer.

 

An meinen Mitfahrer hatte ich gar nicht mehr gedacht. Er saß inzwischen an der Hausmauer und rauchte eine Zigarette.

 

Wir fuhren wieder in Richtung Hauptstraße. Dort angekommen, wollten 2 weitere Männer mit in die Stadt genommen werden. Platz und Zeit hatte ich ja.

 

Als beide auf der Couch Platz nahmen, hatte einer der Männer eine Tasche in der Hand, die er gerade beiseitelegen wollte. Die Tasche gehörte mir nicht. Hayat hatte sie vergessen.

 

Türen zu und wieder zurück in das Dorf gefahren. Meine netten Mitfahrer machten mich darauf aufmerksam, dass ich in die falsche Richtung fahren würde. Ich erklärte, weshalb ich zurück in das Dorf fuhr, sie jedoch gleich in die Stadt bringen würde.

 

Hayat hatte inzwischen ihren weißen Arbeitskittel angelegt.

Sie hatte schon bemerkt, dass sie ihre Tasche im Zebra vergessen hatte und freute sich sehr, als sie diese wieder in ihren Händen hatte. Sie öffnete ihre Tasche, nahm einen Schlüsselbund heraus, nahm den Schlüsselanhänger ab und schenkte mir diesen. Es war die Hand Fatimas.

Shukran und Beslama Hayat. Bis zum nächsten Treffen.

 

Der Schlüsselanhänger bekam gleich einen schönen Platz am Spiegel.

 

Die junge Frau auf dem Bild ist nicht Hayat. Das ist Aicha.

Meine drei Mitfahrer hatten wohl Verständnis für diese spontane Aktion und lächelten, als ich wieder an auf meinem Arbeitsplatz Platz nahm.

 

Im Stadtzentrum von Missour entließ ich meine netten Fahrgäste und kaufte mir noch ein Brot und etwas Obst.

 

Seit drei Tagen schleppte ich meinen Müll mit mir herum. Manchmal vergaß ich die Entsorgung, manchmal dachte ich nicht daran.

 

In Missour hielt ich nach einer Entsorgungsmöglichkeit die Augen offen. Leider vergebens. Anhalten und die übervolle Tüte an die Straße legen, was eigentlich gängige Praxis ist, wollte ich nicht als Tourist.

 

Nun war die größere Stadt Midelt mein nächstes direktes Ziel.

 

Die gut ausgebaute Straße führt dem Oued Mouloya entlang.

 

Von solch einer Geschwindigkeit träumt mein Zebra nur.

 

Der Fluss führte sehr viel, mit Sand und Lehm, angereichertes Wasser. Dies waren die Auswirkungen der starken Gewitter in den Bergen.

Ich machte noch ein paar Fotostopps. Bei einem war ich nicht alleine.

 

Einige neugierige Kinder kamen auf das Zebra zugerannt. Von mir wollten sie je einen Stylo und/oder Schokolade. Das mit der Schokolade war schnell geklärt und Stylos rückte ich keine heraus.

Auch dieses Thema war schnell vergessen.

 

Das Zebra und die Kamera hatten ihr Interesse geweckt. Ich zeigte ihnen kurz meine Wohnung und einige Fotos.

Anschließend wurde ein Gruppenbild gemacht.

Sie wollten Fotos davon. Ich gab ihnen mein Reisetagebuch mit Stylo.

 

Leider konnte keiner der Jungs eine korrekte Postadresse reinschreiben. Dafür habe ich wieder einen Originaleintrag mehr im Büchle. Wir gingen alle zufrieden auseinander.

 

Gegen 13 Uhr erreichte ich Midelt. Direkt an der großen Polizeiwache entdeckte ich einen Abfalleimer, den ich gleich bis zum oberen Rand füllte.

 

Die Stadt war mir zu aufgeräumt, zu sauber. Ich fuhr gleich weiter in Richtung Khenifra.

 

Etwas Zeit hatte ich noch und nahm einige unbefestigte Wege unter die Räder.

Mitten in einem kleinen Dorf musste ich kurz anhalten um mich zu orientieren. Ein paar Jungs kamen auf mich zu. Sie fragten nach Stylos, Kaugummi oder Dirham. Damit konnte ich nicht dienen.

 

Ein etwas zurückhaltender junger Mann, fragte mich, ob er mich zu einem Tee einladen dürfe. Das kam mir gerade recht.

 

Der Mann bat mich, ihm mit dem Zebra zu folgen. Es dauerte. Ich wollte schon wieder drehen, als wir am Haus seiner Familie ankamen. Glaube, per Handy wurde mein Kommen bereits angekündigt.

 

In einer großen sauberen Garage, die auch als Lager für Obst, Gemüse oder Heu dient, waren große Teppiche und Decken ausgebreitet. Frisch gewaschene Teppiche, die am Haus hingen, wollten von der Sonne getrocknet werden.

 

Ein kleiner runder Tisch wurde in die Mitte gestellt. Tee, Brot, Käse sowie 2 kleine Schalen mit Olivenöl und Honig wurden serviert.

Mir war das irgendwie peinlich, welche Mühe sich die Familie für den Mann aus Allemagne machte.

 

Der Opa schlief neben uns auf dem Boden. Verständigen konnten wir uns leider nur durch Gesten. Irgendwie geht´s jedoch auch.  Alle waren sehr nett. Es saß keine Frau mit am Tisch. Die Frauen waren jedoch neugierig und schauten immer mal wieder vom Hof aus zu uns herein.

 

Ich genoss die angenehme Atmosphäre und die Nähe der netten Menschen. Auf meinem Smartphone hatte ich noch Fotos von meiner Berberfamilie gespeichert. Ich deutete an, dass ich gleich zu dieser Familie nach Khenifra fahren werde.

 

Einer der Jungs bekam plötzlich große Augen und begann mit den anderen schnell zu reden.

 

Er sagte mir, dass eine der Frauen Fatima sei. Er kannte sie. Sind wohl entfernte Verwandte. Ich war sprachlos, ging zum Zebra um mein Handy zu holen, wählte die Telefonnummer von Fatima und drückte dem Jungen das Handy in die Hand. Er informierte wohl meine Familie, wo ich gerade bin. Das sind Zufälle.

 

Ich bedankte mich für die Einladung und überreichte dem jungen Mann, der verheiratet ist und ein ca. 10 Monate junges Kind hat, einige Gastgeschenke für ihn und seine Familie.

Nun ging`s auf direktem und schnellstem Weg nach Khenifra. Hier kaufte ich noch Obst und etwas Gemüse auf dem Markt für die Familie ein.

Bei beginnender Dunkelheit bin ich am Gehöft angekommen, das sich ca. 25 km östlich von Khenifra auf ca. 1.700 m Höhe befindet.

Das Zebra hatte wieder große Mühe, auf dem total verschlammten und steinigen Weg, der eigentlich keiner ist, das Gehöft zu erreichen. Es hatte wohl viel geregnet.

 

Ja, meine 5 Frauen erwarteten mich. Es folgte eine herzliche Begrüßung mit festen Umarmungen und vielen Küsschen auf die Wangen.

 

Monis, der Hofhund, den ich letzten Dezember nach 5 Tagen endlich mal anfassen konnte, ist gestorben. Auch die ältere Ziege. Allerdings eines natürlichen Todes, was ja bei Ziegen in Marokko sehr selten ist.

 

Plötzlich rannte ein junger Welpe, schwanzwedelnd auf mich zu. Monki, der neue Hofhund, der seine Aufgabe jedoch schon sehr gut machte. Er schlug sofort an, wenn sich Menschen dem Gehöft näherten.

In den Sommermonaten werden wohl auf dem Gehöft die Räume anderst genutzt. Die Küche war nun im Vorratsraum untergebracht. Der einzige Ofen wurde mit umgezogen. Die beiden anderen größeren Hütten dienten als Wohn- Ess- und Schlafzimmer.

 

In dieser Hütte schlief Mama mit Nadema und Hassna, in der anderen Fatima und Aicha. Ich im Zebra.

Rechts sieht man die Autobatterie, die von einem kleinen Solarmodul geladen wird. Dies ist die einzige Stromversorgung auf dem Gehöft.

 

Gefallen hatte mir, dass ich die geistig behinderte und älteste Tochter Najema nun täglich sah. Sie kann nicht reden. Dennoch genoss ich ihre Nähe und freute mich, wie sich die Familie um sie kümmerte.

Nadema lachte manchmal, wenn ich mit Monki herumtobte.

 

Die Familie stellte mir noch etwas zu essen und Obst auf den Tisch. Ich fühlte mich in meinem Harem wieder sehr wohl.

 

Mama überreichte ich ein Fotobuch von meinem letzten Aufenthalt. Dies wurde gleich mehrmals angeschaut und jedes Bild kommentiert. Jedem Besucher oder jeder Besucherin wurde das Fotobuch voller Stolz gezeigt.

 

Gegen 23 Uhr bin müde rüber in mein Schlafzimmer und freute mich darüber, dass ich wieder bei meiner Familie war.

 

Heute war ein sonniger Tag mit gefühlten 25 - 30 Grad.

 

Gegen 8 Uhr überraschten sie mich beim Frühstück mit leckeren Pfannkuchen. Diese hatte ich bei meinem letzten Aufenthalt immer so gelobt.

Aus den Tiefen meiner Wohnung holte ich die mitgebrachte Kleidung und viele nützliche Dinge, die die Frauen sichtlich erfreuten.

 

Auch eine Doppelsteckdose für Zigarettenanzünder. Nun konnten die Akkus der Handys parallel geladen werden. Aicha hatte ich das versprochene kleine Radio mitgebracht.

 

Die mitgebrachte Kleidung wurde gleich ausgepackt. Ich war überrascht, wie schön und gut erhalten diese war. Gut war auch, dass diese den Frauen auch passte. Es gab jedoch immer etwas Streit, wer denn welches Kleidungsstück bekommt.

 

Während meines Aufenthaltes stellte ich jedoch oft erstaunt fest, dass Kleidung oft untereinander getauscht wurde.

Hassna, 32 Jahre jung, sagte, dass sie mich heiraten möchte. Mehr als drei Kinder wolle sie jedoch nicht von mir.

 

Auch könne sie sich vorstellen in Marokko bei der Familie zu bleiben. Ich solle sie dann öfters besuchen. Das hatte gesessen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich sie und ihre Familie alle gleich gern habe. Verstanden hatte sie dies wohl nicht.

 

Ich rief Redouan an und schilderte ihm die augenblickliche und unerquickliche Situation. Er sprach dann lange mit Hassna. Locker gelassen hatte sie jedoch, auch in den folgenden 6 Tagen, nicht.

 

Ich bemerkte oft, dass sie auf ihre Aicha und Fatima eifersüchtig war, wenn ich mit beiden mal herumalberte. Hassna wollte immer beachtet werden und im MIttelpunkt stehen.

 

Es wurde wieder täglich Brot gebacken, Wäsche gewaschen und mit dem Esel Wasser aus dem ca. 1 km entfernten Brunnen geholt und Mama spann wieder Wolle. Jede der Frauen hatte bestimmte Aufgaben im täglichen Ablauf.

 

Hier einige Fotos:

Hassna beim Brotteig kneten. 5 Brote wurde täglich gebacken.

Wir versuchten, wer wen wie hoch heben kann.

Der Esel stand daneben.

Eine kleine Zwischenmahlzeit.

Besuch von etwas weiter entfernten Nachbarinnen.

Aicha hatte Kehrwoche.

Reste der Honigmelonen.

Die Familie, also 5 Personen, benötigt pro Tag ca. 80 Liter Wasser. Dieses muss am Brunnen mit dem Esel geholt werden.

Der Brunnen ist auch Kommunikationsmittelpunkt der Nachbarschaft.

 

Vorbereitung zum Trinkwasser holen.

Mama auf dem Weg zum Brunnen

Auf dem Rückweg. Gespräch mit einer Nachbarin.

Mama bei der täglichen Arbeit

Dieses Holz hatten wir dann gemeinsam aufgestapelt.

Aicha bei der täglichen Fotozensur.

Schön lackiert.

Ein Teil des Gehöftes

Besuch.

Alaa, der Nachbar.

Monki genoss die Flohbehandlung.

Muss auch mal sein.

Fatima mit ihrer Tochter Mirijam zu Besuch.

Abendstimmung

Wasser holen für die Wäsche.

Wäscheservice. Danke Hassna.

Danke Fatima.

Alah´s Ziegen genossen die Morgensonne.

Fatima und Aicha machten sich hübsch.

 

Ich bekam mit, dass sie mit mir einen kleinen Ausflug machen wollten. Hassna behielt ihre Alltagskleidung an.

 

Anstelle der Musikkassetten brachte Hassna ein Teil mit, das eine SD Karte enthielt, und in den Zigarettenanzünder passte. Bei eingeschaltetem Radio und bei einer bestimmten Frequenz konnten wir alle typische Berbermusik hören. Und diese wieder sehr laut.

 

Festgestellt hatte ich nach 2 Tagen, dass dieses Teil die Ursache dafür war, dass das Navi keine Sateliten mehr fand.

Gemeinsamer Ausflug in das nahe gelegene Umland.

Nach diesem schönen und lustigen Ausflug wurde erst einmal ein guter Tee geschlürft.

 

Ich bekam mit, dass in der Nachbarschaft eine Berberhochzeit am Wochenende stattfindet. Hier war die Familie eingeladen. Hassna hatte keine Lust auf diese.

 

Aicha und Fatima veranstalteten eine Modenschau.

 

Wenn ich mich gerade in einer der gemütlichen Hütten aufhielt und sich dort die beiden umzogen, musste ich mich auf Anweisung immer umdrehen. Jedoch nur, wenn nackte Haut zu sehen gewesen wäre.

 

Mit meinem Outfit war ich außen vor.

 

Zu lachen gab´s immer etwas

Kontraste.

Es war wieder ein sehr schöner, interessanter und lustiger und erlebnisreicher Tag in meinem Harem.

Beendet wurde dieser mit einer leckeren Tajine mit Gemüse.

 

Heute ereilte mich der Weckruf gegen 8 Uhr.

 

Obwohl es Hochsommer war, strahlte der Ofen eine wohltuende Wärme ab. Wir nahmen gemeinsam, um den einzigen runden Tisch sitzend, Brot, Marmelade, Olivenöl und Käse zu uns. Einfach aber immer ein Genuss.

 

Mit Mama und Hassna fuhr in anschließend zum Einkauf nach Khenifra auf den großen Souk. Vor der Abfahrt überreichte ich Mama gleich eine Tüte, die unterwegs auch gut gefüllt wurde.

 

Der erste Stopp war wieder an der Mühle. Hier wurde Getreide zum mahlen abgegeben, das wir auf der Rückfahrt wieder abholten.

 

Der zweite Stopp war am Rohbau der Familie. Immer wenn etwas Geld übrig ist, wird hier weiter gebaut.

 

So wie es verstanden hatte, möchte die Familie in den Wintermonaten in diesem Haus wohnen. Im Erdgeschoß befindet sich bereits eine Küche und daneben ein weiterer Raum. Fatima und Hassna schlafen hier ab und zu.

 

Souk in Khenifra

Es ist immer spannend, mit Einheimischen durch den großen Souk zu schlendern. Mit Mama hatte ich beinahe Ärger bekommen, als ich versuchte, ihr etwas Geld für den Einkauf zu geben.

 

Hassna sah mir immer tief in meine braunen Augen, als sie ein schönes paar Schuhe oder ein hübsches Kleid gesehen hatte. Ich blieb standhaft. Sie hatte ja noch 3 Schwestern die im Haus zurückblieben.

 

Mama kaufte immer Obst und Gemüse, was wir hier, im reichen Deutschland, nicht einmal anfassen würden. 10 DH ist sehr viel Geld für die Mutter.

 

Mit Hassna bin ich noch in das Stadtzentrum gelaufen. Hier gab sie in einem Geschäft ihr, in die Jahre gekommenes, Handy zur Reparatur ab. Weiter ging`s zum Schneider. Ein Kleid für die anstehende Berberhochzeit wurde noch nicht abgeändert.

 

Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lac Aguelmam.

Dieser See wird in den Sommermonaten von vielen Marokkanern aus der Region als Erholungsort genutzt. Für viele Familien ist dies eine zusätzliche Einnahmequelle. Hier haben sie Stände in  denen sie Essen, Getränke und Souveniers anbieten.  Im Wald oder direkt am Ufer wird gecampt.

 

Die Frauen badeten  in voller Kleidung und hatten ihren Spass im Wasser.

 

Mama und Hassna trafen sehr viele Bekannte. Das Gehöft ist nur wenige Kilometer von diesem See entfernt.

 

Wir tranken noch einen Tee und genossen das bunte Treiben.

Zurück am Gehöft zeigte mir Aicha voller Stolz, ihre mit Henna geschmückten Hände. Eine Bekannte hatte dies am Nachmittag gemacht.

Hinter dem Hügel befand sich das Nachbargehöft. Hier fand die Berberhochzeit statt. Ich hörte bereits Livemusik.

Ich wollte den 3 Mädchen gerne etwas von ihrem schönen Land zeigen.

 

Gedacht hatte ich an einen Ausflug nach Fes oder zu den Wasserfällen nach Ozoud. Problem war, dass dies ein zweitägiger Ausflug werden würde.

Meine beiden Schlafzimmer im Zebra würden für die Übernachtung ausreichen. Jedoch war hier der Mann und die 3 Frauen.

 

Zuerst fragte ich die Mädchen ob sie mit einem Ausflug einverstanden wären. Das waren sie. Fes oder Ozoud? Die Wasserfälle in Ozoud wollten sie sehen.

 

Das war einfacher. Den Campingplatz kannte ich und hier kann man Zimmer mieten. Hatte Renate und Paul gleich angerufen. Ein 3 Bettzimmer in der schönen Kasbah wäre frei.

 

Nun fragte ich ganz vorsichtig Mama, ob sie mit einem Ausflug mit ihren 3 Töchtern einverstanden sein würde. Sie nickte. Ich freute mich.

 

Mama fragte mich, ob ich sie und Najema am nächsten Tag zu einem Hospital fahren würde. Najema brauchte wohl eine besondere Medizin. Der nächste Tag war somit auch schon verplant.

 

Es kamen noch 2 Männer zu Besuch. Sie machten es sich in der Hütte gemütlich und bekamen noch einen Tee serviert.

 

Gegen 23 Uhr war Feierabend auf dem Gehöft. Mit der Berbermusik in meinen Ohren und dem Blick in den sternenklaren Nachthimmel bin ich schnell weggesegelt.

 

Fatima machte sich noch hübsch und ging über den Hügel zur Hochzeitsgesellschaft.

 

Heute gab es zum Frühstück zwei Spiegeleier, die gerecht unter den 5 Personen aufgeteilt wurden. Fatima brachte noch Lammfleisch von der Hochzeit mit.

 

Gegen 10 Uhr hörte ich Fahrzeuge unterhalb des Gehöftes. Es waren 4 Offroader die in Richtung Wald fuhren. Ich nehme an, sie sind zu einem der Seen gefahren.

 

Gegen 11 Uhr sind wir gestartet. Es war heute sehr warm.

 

Naturlich kam Hassna auch mit. Auch Alah, der Nachbar fuhr mit zum Arzt. Im Glauben, dass das Hospital im Raum Khenifra ist, fuhr ich in die Stadt.

 

Ich solle weiter in Richtung Beni Melall fahren. Kurz nach Kasba Tadla, nach ca. 100 km Fahrt und mehrmaligen Fragen, kamen wir an.

 

Das Hospital, befand sich sich auf einer Bergkuppe. Von der Straße aus nur mit einem ca. 30 minütigem Fußweg zu erreichen. Ich nahm an, dass es sich hier nicht um eine staatliche Klink handelte. Diese sah auch nicht aus, wie eine Klinik. Eher wie eine kleinere Kasbah.

 

Bei dieser Mittagshitze wollte ich nicht mit hoch gehen und blieb beim Zebra.

Ein Anwohner meinte, ich solle mich mit dem Zebra an den schattenspenden Olivenbaum stellen. Er räumt noch ein paar größere Steine zur Seite damit nahe am Baum parken konnte.

 

Mama sagte, dass sie nach 2 Stunden wiederkommen werden. 2 Stunden hatte ich Zeit für mich. Zum Glück war ein kleines Geschäft in der Nähe. Ich konnte ich mir etwas Wasser und Kekse kaufen.

 

Frau Garmin war seit meiner Ankunft in Khenifra auch krank. Sie fand keine Satelliten mehr. Alle Systemeinstellungen am Navi waren ok. Ob die Satelliten wohl einen Betriebsausflug machten?

3 Tage sind jedoch zu viel für einen solchen.

 

Nach längeren Überlegungen fand ich die Ursache. Es war das Teil mit der SD Karte, das im Zigarettenanzünder steckte. Ich entfernte dieses, und die Satelliten wurden wieder gefunden. Über das Warum, machte ich mir keine Gedanken.

 

Es war Zeit für ein Nickerchen.

 

Bei geöffneten Fenstern und Hecktüren machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Es war bei diesen hohen Temperaturen gerade noch auszuhalten.

Nach ca. einer Stunde Schlaf, wurde ich wach. Ein Mann stand an den Hecktüren. In seinen Händen hielt er eine Flasche Wasser, einen Trinkbecher und frische Trauben.

 

Es war wieder unglaublich, wie nett, gastfreundlich und hilfsbereit die Menschen sind.

Hassna kam gegen 15 Uhr alleine zurück. Es würde wohl noch weitere 2 Stunden dauern, bis Mama und Begleitung wieder zurückkommen würden.

 

Also machten wir uns es in der Taxe gemütlich und erfreuten uns an den leckeren Trauben.

Ich wusste, wo der Bauer wohnte und ging zu seinem Haus, klopfte und überreichte ihm noch ein Geschenk.

 

Er bat mich kurz zu warten. Wieder schenkte er mir Trauben von seinen Reben am Haus und Feigen.

 

Er zeigte auf sein Feld, wo wir an den Bäumen auch frische Feigen pflücken konnten. Eine Tüte gab er mir gleich mit.

Hssna bei der Arbeit am Feigenbaum.

Gegen 18 Uhr kamen die Patienten wieder am Zebra an.

 

Alle waren hungrig. Unterwegs stoppten wir noch ín einer Stadt um zu Essen. Eine Tajine wurde bestellt und zu viert geteilt. Nadema war übel und blieb im Auto.

 

In Khenifra war der nächste Stopp. Hier wurde noch auf dem Markt eingekauft. Auch bestimmte Heilpflanzen. Diese waren für Najema.

 

Schön zu sehen und zu erleben waren zwei Berberhochzeiten. Mit toller Musik und in einem großen Konvoi zogen die Hochzeitspaare mit ihren Gästen durch die lebhafte Stadt.

 

Um 21 Uhr kamen wir zu Hause an. Aicha und Fatima wurden gleich über unsere Tageserlebnisse ausführlich informiert.

Ich genoss, auf dem Teppich liegend, das laute Geschnatter der Frauen.

 

Es war spät.

Ich lag auf Fatimas Schlafplatz und wärmte ihr Bett vor. Aicha kam, mit der jungen Katze unter dem Arm herein und legte sich schlafen. Die Katze darf wohl nachts mit unter ihre Decke und schnurrte. Ich nicht. Musste ich meinen schönen und kuscheligen Platz für Fatima räumen.

 

Ab und an verirrten sich auch mal  größere Käfer im Schlafzimmer.  Diese wurden nicht getötet, sondern immer vor die Türe gesetzt.

 

Mit der Sonne bin gegen 7 Uhr aufgestanden.

 

Monki wartete bereits vor der Taxe auf seine Leckerlis. Alaa, der Nachbar, trieb seine Schafe zusammen.

 

Von Westen her zogen dicke Nebelschwaden in die Hochebene herein. Es wurde sehr kühl.

Heute war ein kleiner Souk unten auf einem Platz unten an der Straße. Mama hat hier auch einen Stand und verkaufte Essen und Tee. Fatima und Aicha halten zeitweise mit.

Ich machte in meiner Wohnung Platz für unseren gemeinsamen Ausflug zu den Wasserfällen nach Ozoud. Wenn 3 Frauen für 2 Tage auf Reise gehen wird bestimmt viel Gepäck mitgeschleppt. Dieses konnte jedoch gerade so verstaut werden.

 

Fatima, Aicha und Hassna machten sich hübsch für den Ausflug. Es dauerte und dauerte.

 

Hassna nahm, zum Missfallen von Aicha und Fatima, gleich wieder auf dem Beifahrersitz platz. Ich deutete Hassna an, dass sie unterwegs auch für ihre beiden Schwestern den Platz wechseln solle. Die Schwerkraft zog ihre Mundwinkel hinunter.

 

Gegen 15 Uhr starteten wir bei dichtem Nebel. Ich musste die Heizung im Zebra aktivieren. Es ist Hochsommer in Marokko. Nach ca. 20 km Fahrt siegte die Sonne.

 

Fotostopp am Staudamm El Hansali.

Aicha war nun meine Beifahrerin.

Unsere Ankunft auf dem Campingplatz Zebra hatte ich für 19.30 Uhr angekündigt. Leider waren viele beladene LKW´s unterwegs. Auch die Straße über die Stadt Ait Attab nach Ozoud war schlecht zu befahren. Viele Baustellen, sehr hügelig, kurvenreich und teilweise unbefestigt.

 

In der Dunkelheit und nach 2 Pinkelpausen erreichten wir gegen 21.30 Uhr den CP. Renate und Paul erwarteten uns bereits. Es war schön, die Beiden wiederzusehen.

 

Auch konnten sie sich mit meinen weiblichen Begleiterinnen unterhalten. Ich freute mich, mal wieder deutsch zu sprechen.

 

Wir bestellten uns noch etwas zu essen. Der Koch freute sich sehr über den spätabendlichen Besuch und unterhielt sich mit den Frauen.

 

 

Gegen 23.30 Uhr sind wir dann müde in die Betten gefallen.

 

Den Frauen wurde noch erklärt, wie der Mischhebel an der Dusche zu bedienen ist.

Der Haupteingang der Kasbah zu den Zimmern.

Das stilvoll eingerichtete Zimmer. Mit Dusche und WC

Seit meiner Abreise im Ländle hatte ich keine Dusche mehr mit fließend und warmem Wasser genossen. Dieses Erlebnis kostete ich genüsslich aus, zumal die großzügigen Duschen ein Traum sind.

 

Gemeinsamens Frühstück mit den Angestellten des Campingplatzes.

Aicha wurde von einer Angestellten nach ihrer Telefonnummer gefragt. Grund war, dass sie eine Frau für ihren Sohn sucht. Und Aicha sei genau die Richtige.

 

Nach der herzlichen Verabschiedung besichtigten wir die größten Wasserfälle Marokkos.

 

Diese besuchte ich bereits im Dezember 2014. Ich war überrascht, welch ein Rummel hier herrschte.

 

Den Frauen gab ich etwas Geld, was nur sehr zögernd angenommen wurde, um Souveniers zu kaufen. Mama gab ihnen 20 DH mit.

 

Wir spazierten um die ganzen Wasserfälle herum. An jedem Stand wurde angehalten und geschaut was hier angeboten wird.

V.l. Hassania, Fatima, Aicha

Nach dem Mittagessen wurde die Heimfahrt angetreten. Es war schön die herrliche Landschaft bei Tageslicht zu sehen.

In Beni Melall machten wir noch einen Stopp und schlenderten durch die Medina.

 

An jedem Geschäft, das Unterwäsche verkaufte, wurde ein Stopp eingelegt. So wie ich verstanden hatte, sind die  BH´s in Khenifra günstiger.  Auch die Kopftücher.

 

Ich brachte Fatima noch zum Haus in Khenifra. Sie wollte dort die nächsten 3 Tage verbringen.

 

Gegen 21.30 Uhr kamen wir zu Hause an. Mama erwartete uns bereits. Wir schauten noch gemeinsam die Fotos von unserem Ausflug an und verhafteten 2 Büchsen Fisch.

 

Hassna war traurig und zog sich zurück. Sie wusste, dass ich am nächsten Tag wieder weiterfahren werde.

 

Heute bin ich vor der Sonne aufgestanden.

 

Auch ich war traurig, weil ich mich von meiner Familie verabschieden musste.

Ich genoss das letzte gemeinsame Frühstück. Gegen 10 Uhr wollte ich starten.

 

Das Zebra war reisefertig. Es kamen noch Nachbarn zu Besuch und schon war es wieder Mittag. Gemeinsam wurde noch gegessen. Eine Tajine für 7 Personen.

 

Fatima, eine Nachbarin, kam noch mit ihrer Tochter Mirijam vorbei. Sie brachte bereits angerührtes Henna mit. Aicha sollte die Hände von Mirijam verschönern.

 

Aicha machte mir ein schönes Abschiedsgeschenk auf den rechten Oberarm.

Ja, der Abschied fiel mir wieder sehr, sehr schwer. Es flossen Tränen.

 

Mama nahm ich mit nach Khenifra. Sie wollte dort 2 Tage mit Fatima im Haus verbringen.

Mit Fatima trafen wir uns in der Stadt. Hier zeigten sie mir die Medina.

Beide wollten, dass ich mit zum Abendessen mitkomme, was ich jedoch ablehnte. Leider sind die Urlaubstage sehr begrenzt.

 

Wir suchten noch ein Café auf. Hier verabschiedete ich mich, mit dem Versprechen, im Dezember 2015 wieder zu kommen.

 

Mein nächstes Ziel war Fès.

 

Ich bin ab Khenifra der N8 gefolgt. Azrou hätte ich noch erreicht, wenn auch bei Dunkelheit.

 

Die N8 ist sehr kurvenreich und schlängelt sich durch die Berge. Viele LKW´s transportierten ihre schwere Lasten. Fuhren meist in Schrittgeschwindigkeit. Lange Autoschlangen bildeten sich hinter den LKW`s. Ein Überholen war nicht möglich. Jedenfalls für mich.

 

Kurz vor der kleinen Stadt Mrirt bog ich rechts auf eine kleine Straße ab, die zu den Sources de l`Oum-er-Rbia führte.

 

Die Sonne ging unter. Die Landschaft zeigte sich wieder in einem wunderbaren Licht.

 

Den schönen Wasserfall kannte ich bereits. Letzten Dezember hatten mir die Frauen diesen Wasserfall gezeigt.

Foto vom Dez. 2014

In der Dunkelheit erreichte ich diesen lebhaften Ort. Viele Buden waren noch geöffnet. Ich parkte auf dem öffentlichen Parkplatz. Natürlich mit Einweiser. Es waren noch viele Urlauber unterwegs.

 

Der Fluss und der Wasserfall sind bei Dunkelheit wunderschön beleuchtet. Die angebotene Führung lehnte ich dankend ab. Nicht jedoch einen leckeren Pfannkuchen, nach dem mein zusammengeschrumpfter Magen schrie.

 

Es ist schon eine Umstellung, nach so vielen schönen Tagen bei der Familie, wieder alleine unterwegs zu sein.

 

Ich fragte, den Parkplatzwächter in seiner grellgelben Weste, nach den Parkgebühren. Er meinte, ich solle ihm am nächsten Morgen das geben, was ich mir vorstelle.

 

Er hätte Nachtschicht und würde auf uns aufpassen. Das ist wieder ein perfekter Service.

Ich öffnete das Hubdach und machte es mir im OG bequem, obwohl auf dem Parkplatz noch sehr viel los war.

 

Gegen 6:30 wurde ich von einigen Regentropfen geweckt. Hatte das obere Schlafzimmerfenster, wie so oft, voll geöffnet. Der Parkplatzwächter und sein Kumpel schliefen noch, eingehüllt in eine Decke, neben dem Zebra auf der Straße.

 

Ich machte einen kurzen Morgenspaziergang und genoss das Rauschen des Flusses und die angenehme Morgenstimmung.

Wieder an meiner Wohnung angekommen bewegten sich die Decken. Da ich mir nun meinen Gutenmorgenkaffee zubereiten würde, fragte ich die beiden Jungs, ob sie auch einen Kaffee wollten.

 

Ein Nein kam nicht über ihre Lippen.

Wir genossen das heiße schwarze Getränk zusammen mit einigen Madeleines. In Kaffee gebadet hatte ich in Anwesenheit der Jungs keines.

 

Ich bezahlte 20 DH für meinen bewachten Nachtparkplatz und verabschiedete mich.

 

Einige hundert Meter weiter sah ich, dass ein Mann an einer Quelle Flaschen füllte. Ich fragte ob ich dies Trinkwasser sei, was mit einem freundlichen Nicken bestätigt wurde.

 

Den Kanister versuchte ich direkt zu füllen, was nicht so einfach war. Ein Mann brachte mir ein Stück Schlauch zur Verlängerung.  Schnell war der Kanister mit frischem Quellwasser gefüllt. Ich wurde noch gefragt, ob ich Kopfschmerztabletten dabei hätte. Leider hatte ich keine an Bord.

 

Der Mann meinte, ich solle noch kurz warten. Er schenkte mir eine Tüte, gefüllt mit frischen Feigen.

Ich folgte der Nebenstraße bis kurz vor Azrou.

 

Eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Irgendwo hatte ich mal eine Abkürzung genommen und bin einem unbefestigten Weg gefolgt.

Im schönen beschaulichen Städtchen Azrou bin ich durch die kleine Medina geschlendert. Viele Geschäfte hatten noch nicht geöffnet.

 

In einer Boulangerie und Patisserie habe ich mich mit frischen und sehr leckeren Croissants eingedeckt. Ein Baguette hatte ich mir zu Abwechslung auch gegönnt.

Die Sonnenstrahlen zeigten mir den Weg zu einem gut besuchten Café. Hier hatte ich wieder WLAN, das ich intensiv nutzte. Ich fühlte mich wohl in dieser Stadt und den netten, lächelnden Menschen.

 

Ich folgte der N19 auf direktem Weg nach Fes. Im bekannten Ifrane wollte ich noch einen Stopp einlegen.

 

Die Stadt hat jedoch mit Marokko absolut nichts am Hut. Könnte auch ein europäisches Städtchen sein. Ich fragte einen Polizisten, ob ich mich hier im Zentrum befände, was er bejahte. Habe nicht einmal ein Foto gemacht und bin sehr enttäuscht weitergeschlichen.

 

Kurz nach Ifrane bin ich rechts auf eine kleine Straße abgebogen die zur R503 führte. Diese führt parallel zur N19 nach Fes. Es ist für mich immer interessanter auf den Nebenstraßen unterwegs zu sein.

 

In der Provinzhauptstadt Sefrou machte ich meinen nächsten Stopp.

Eine angenehme typische und lebhafte Stadt mit einer ummauerten Medina.

In einem kleinen Fluss, der durch die Stadt führte, badeten die Kinder. Das Freibad war sehr gut besucht, laute Musik krächzte durch die Lautsprecher.

 

Ich schlenderte durch die sehenswerte Medina. Kein Mensch sprach mich an. Bin auch, wie so oft, ohne Kamera, jedoch mit Smartphone, unterwegs gewesen.

Auf der schattigen Terrasse eines gemütlichen Cafés schlürfte ich einen guten Tee. Mein Smartphone lag auf dem Tisch.

Der nette Kellner nahm dieses, aktivierte WLAN und gab den Zugangscode ein. Shukran. Große Lust dies zu nutzen hatte ich jedoch nicht. Ich genoss Marokko.

 

Am späten Nachmittag erreichte ich die Königsstadt Fès.

Bereits in den ersten Vororten musste ich mich recht lange durch die Stadt und den dichten und lebhaften Verkehr wühlen, bis ich die terrassenförmig angelegte Medina erreichte.

 

Schön, waren die vielen Augenblicke und das Lächeln der Menschen, die die Fahrt auf den Hügel recht kurzweilig machten.

 

Auf dem Bab Boujloud, einem riesigen Platz, parkte ich. Hier konnte ich auch gleich über Nacht stehen bleiben. Bezahlt hatte ich 30 DH plus 4 Zigaretten.

Bier, Wein etc. gebe ich nicht gerne als Geschenk oder Zahlungsmittel. Kommt jedoch immer auf meinen Gegenüber und die Sympathie an.

 

Direkt vor der Stadtmauer zeigte mir der Parkplatzwächter einen ruhigen Stellplatz. Auch wollte er auf das Zebra aufpassen.

 

Durch das schöne Stadttor betrat ich die lebhafte Medina. Hier sah ich zum ersten Mal auf der Tour richtig viele ausländische Touristen.

 

Blaues Tor Bab Boujoud.

Ca. 4 Stunden war ich in den hunderten Gassen unterwegs.

 

Einmal falsch abgebogen und schon hat man sich verirrt. Gerade in der Dunkelheit und zu später Uhrzeit fühlte ich mich, in einigen einsamen und dunklen Gassen, gar nicht mehr wohl.

 

Irgendwie kam ich da immer wieder raus, meinen Rucksack fest umklammert. Einige, meist junge Bewohner wollten mir oft, gegen eine Aufwandsentschädigung, den richtigen Ausgang aus den fast menschenleeren Gassen zeigen oder mir etwas zum Rauchen verkaufen.

 

Ich hatte meinem Magen noch eine Freude gemacht. Dem Kellner nicht. Er wollte mir zum Nachtisch noch gutes Gras anbieten, das in Ketama angebaut wird. Dennoch erhielt ich einige Infos über unterschiedlichen Qualitäten.

 

Als ich ihm sagte, dass ich auch Ketama besuchen werde, freute er sich. Hier hat er einige Verwandte. Die angebotenen Adressen und Telefonnummern lehnte ich freundlich ab.

 

Oben auf dem Bab Boujloud angekommen ging ich noch zur hell erleuchteten Kasbah, setze mich auf eine Treppenstufe und genoss das Treiben auf dem riesigen Platz.

Ich wurde als potentieller Kunde für eine Führung ausgewählt. Zeigte jedoch kein Interesse. So schnell wurde nicht aufgegeben.

 

Mir wurde wieder ein landwirtschaftliches Produkt aus dem Rif angeboten. Ich lehnte ab. Mochte den Herrn jedoch. Er erzählte mir, in fließendem Englisch, einiges über die schöne Stadt, über Marokko und über sein Leben.

 

Seine Einladung die Nacht in seinem Haus zu verbringen, das sich in der Kasbah befand, lehnte ich jedoch dankend ab. Er begleitete mich noch zu meinem mobilen Appartement.

 

Aus der Hausbar entnahm ich 2 Dosen gut gekühltes Bier, das wir gemeinsam die Kehlen hinunterspülten. Mit einem netten ehrlichen Laila Saida verabschiedet er sich.

 

Gegen 5 Uhr weckte mich der Muezzin. Er hatte jedoch keinen Erfolg. Zum Gebet ging ich nicht, sondern drehte mich wieder auf die Seite und döste weiter.

 

Tief und fest schlafen konnte ich nicht mehr. Um 6:15 Uhr aktivierte ich den Gaskocher. Regentropfen benetzten das Zebra. Viele waren es nicht.

 

Den Rest meines Baquettes vom Vortag hielt ich über die Flamme. So schnell kommt man(n) zu einem Toastbrot, das ich mit Deutscher Markenbutter bestrich. Mehr dazu gab es nicht.

 

Die Hecktüren waren geöffnet.

Ein älterer Mann schaute neugierig in meine gemütliche Küche. Ich bot ihm einen frischen Nescafe an. Wie immer mit sehr viel Zucker, den die Marokkaner bevorzugen. Wir nahmen gemeinsam unseren Frühstückskaffee ein.

Das krosse Baguette war wohl nichts für ihn. Die Werkzeuge, um dieses in verdauungsfähige Portionen zu zerkleinern, fehlten. Er zog eine Zigarette von mir vor.

 

Er war Geschäftsmann. Zeigte mir seinen Ausweis.

 

Dieser zeigte, dass er als Stadtführer arbeitet und wollte mich durch die schöne Medina führen. Ich wollte nicht.

 

In gebrochenem Deutsch informierte er mich über die Geschichte von Fes und den Platz wo wir gerade standen.

 

Sein Alter nannte er auch. Ich erschrak. War er, “ der ältere Mann“ doch einige Jahre jünger als ich.

 

Ich wollte nun weiter gen Norden. Er bedankte sich für das Gespräch und meinte, dass es ihm sehr gefallen hatte. Ich sei ein sehr netter und lieber Mensch. Nicht so, wie viele andere Touristen, mit denen er täglich Kontakt hat.

 

Meine ausgewählten Ziele waren Ketama und Chefcaouen. Auf der N8 und weiter auf der N2 waren die beiden Städte schnell zu erreichen.

Ich wollte mir das Rif anschauen.

 

Über diese Region gibt es ja unterschiedlichste Meinungen. Einige Positive, jedoch mehr Negative.

 

Ca. 40 km nördlich von Fes bog ich von der N8 auf eine kleine Straße ab, die nach Sept-des-Smara führte.

Eine schmale Straße mit tausenden von Schlaglöchern. Es war ungewöhnlich viel Verkehr in dieser sehr dünn besiedelten Gegend.

 

Sehr viele Mercedes Kleinbbusse mit Waren oder Personen an Bord, Pickups mit vielen Menschen und/oder Tieren auf den Ladeflächen. Den Grund sah ich, als ich diese kleine Stadt, eher ein größeres Dorf, erreichte. Da war Souk. Natürlich musste ich mir diesen anschauen.

 

Mein aufgepepptes Baguette vom Frühstück war bereits verdaut und auf den Souks gibt es immer etwas Leckeres zu essen.

 

Ich parkte. Das Zebra und der Fremde fielen sofort auf. Jeder, der mit dem Fahrzeug ankam, musste 5 DH Parkgebühr bezahlen. Eine schöne Quittung bestätigte dies.

 

Ich nahm meine Kamera, stieg auf einen Hügel und machte 2 Fotos.

Die Kamera legte ich wieder in das Zebra und ging zum Markt. Das Smartphone hatte ich dabei.

 

Es war so was von schön, dies alles Erleben zu dürfen. Ein buntes Treiben herrschte in dem Souk. Gemüse, Obst, Gewürze, Werkzeuge, Kleidung und Haushaltswaren wurden feil geboten. Schmiede beschlugen die Hufe der Maultiere, die Outdoorfriseure waren gut beschäftigt, Viehhändler waren hart am Feilschen.

 

Ich saugte die verschiedenen Gerüche und die Stimmung in mich hinein.

An einem Stand bestellte ich mir ein Omlett mit Fritten, dazu Tee. Zusätzlich wurde noch eine kleine, gut gewürzte, marokkanische Suppe serviert. Diese nahm ich zusammen mit einigen Männern ein. Wir saßen alle auf einer ca. 5 m langen Bank, bzw. einem Brett mit Blick zur Küche. Es schmeckte mir sehr gut. Ich bezahlte 10 DH, drehte noch eine große Runde und ging zurück zum Zebra.

Hier unterhielt ich mich, bzw. versuchte es, noch mit einem Mann, als mich ein älterer Polizist ansprach. Er hatte ein Glas mit pechschwarzem Kaffee in der Hand, das so aussah als ob der Inhalt sehr lecker war.

 

Er fragte mich in französischer Sprache wo her ich komme, wohin ich fahre, wo meine Frau ist, ob ich eine Freundin habe, alleine unterwegs bin und , und , und ……. Ich war bereits an den Ausläufern des Rifs angekommen.

 

Ich lobte seinen guten Kaffee und durfte auch mal daran Nippen. Ja er war sehr gut. Meine Auskünfte reichten ihm wohl nicht. Ich solle ihm und seinem Auto zur Wache folgen.

 

Diese Polizeiwache ist mir, bei der Fahrt nach Sept bereits ins Auge gefallen. Sie war, für diese verlassene Region, doch recht groß.

 

Ich nahm gleich ein Fiche mit in das Gebäude. Hier hatte noch ein ca. 40 Jahre junger Kollege Dienst. Er sprach gut englisch, war sehr freundlich und nett.

 

Dieser hatte jedoch eine olivgrüne Uniform an. Ich fragte ihn, ob er vom Militär sein. Nein, das sei die Uniform, die sie in der Nachtschicht trugen.

Auf meine Frage, warum denn hier denn so eine große Polizeiwache sei, bekam ich nur ein Schulterzucken zurück.

 

Mein Fiche reichte ihm nicht aus. Ich musste meinen Reisepass im Zebra ausgraben. Grund war, dass hier die persönliche Identifikationsnummer, die jeder bei der Einreise am Zoll erhält, enthalten ist. Diese vermerkte er auf dem Fiche.

 

Peinlich war, dass sich in meinem Reisepass zwei 50 Euro Scheine befanden. Er zeigte mir diese. Ich bedankte mich überschwenglich bei ihm, dass er endlich mein lange vermisstes Geld wieder gefunden hatte.

 

Auch wieder die gleichen Fragen, wie die seines Kollegen. Was ich hier in der Gegend mache usw.  Sein Kollege fragte mich auch noch, was ich in Sept fotografiert hatte. Er hatte mich wohl beobachtet. Die Kamera musste ich nicht holen.

 

Als mein nächstes Ziel gab ich die Stadt Rafsai an. Von hier aus dann in Richtung Atlantik. Ich sagte nicht, dass ich durch das Rif bis nach Ketama fahren wolle.

 

Er beneidetet mich über meine Art des Reisens und dass ich alleine unterwegs bin. Ein freier Mann, meinte er und lächelte. Ich lobte die schöne großzügige Polizeiwache. Er zeigte mir noch einige Räume im Gebäude. Ich ihm das Zebra.

Hier auch meine unvollständige Landkarte. Er lächelte, gab jedoch keine persönliche Stellungnahme bezüglich meiner Einreiseerlebnisse ab. Wir verabschiedeten uns.

 

Weiter ging`s durch wunderschöne und weite Landschaften bis Rafsai, einer kleineren Stadt im dünn besiedelten Rif. Hier zog ich viele neugierige Blicke auf mich. Glaube, dass sich hierher nur wenige Touristen verirren. Habe noch eine Stadtrunde gedreht und Brot gekauft.

Von Rafsai aus schlich ich weiter nördlich, über Ratba und El-Arba, nach Ketama.

Im Raum Rafsai und auf dem Weg weiter nach Ketama nahmen die Hanfplantagen deutlich zu.

Wildwuchs am Straßenrand.

Teilweise war es wie auf der Deutschen Weinstraße. Nur werden hier anstelle von Reben, Hanf angebaut.  Marokko ist der größte Haschischexporteur der Welt. Ca. 80 % werden nach Europa geschmuggelt.

 

Die Landschaften im Rif sind grandios. Die schmalen Straßen nicht. Allrad ist nicht unbedingt erforderlich. Mehr Bodenfreiheit schon.

Als ich die ersten Hanfplantagen sah, traute ich mir nicht Fotos zu machen. Nach den ersten Kontakten mit den wirklich netten und neugierigen Bewohnern in der Region, fotografierte ich.

Auffallend waren auch die vielen 4x4 die in der Region unterwegs waren. Schätze 60% waren Toyotas der Modelle J8, J9, J12 und J15. Weiterhin auch Nissans und Jeeps. Mercedes eher selten.

 

Die Fahrer immer sehr gepflegt und gut gekleidet. Ihren Job konnte ich mir vorstellen.

Natürlich nahm ich wieder einen Anhalter mit.

Den ca. 25 Jahre jungen Adnan. Ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Er sprach nur arabisch und arbeitet in den Plantagen.

Aus seiner Hosentasche zog er einen kleinen Plastikbeutel, der Cannabis enthielt. Zu Hause bewirtschafte er eine eigene kleine Plantage. Den gespeicherten Fotos auf den Handys und Smartphones sei Dank.

 

So angenehme Fahrgäste machen den Tag noch schöner. Er genoss die Fahrt und bot mir Sonnenblumenkerne an, die in Zeitungspapier eingewickelt waren. Ich ihm eine Zigarette. Interessiert schaute er auf meine Blechdose, die ich als Aschenbecher nutze.

 

Adnan schenkte mir zum Abschied seine Sonnenblumenkerne.

Oben auf einer Passhöhe stoppte ich. Adnan wollte hier aussteigen.

 

Ich fuhr in eine andere Richtung weiter. Stieg jedoch mit aus und ging noch zum Cafe, das sich in einem Gebäude im ersten Stock befand. Adnan besuchte das Cafe auch.

 

Ist wohl ein bekannter Treffpunkt in der Region.

Auf der Terrasse bot mir ein Mann am Tisch einen Platz an. Adnan stopfte sich ein Pfeifchen. Alle Männer hier rauchten die Produkte aus der Region.

 

Mir wurde das auch angeboten, lehnte jedoch ab. Durfte jedoch immer mal wieder einen Zug aus einer Pfeife oder einer Tüte nehmen.

Hier fühlte ich mich wohl. Den Männern gefiel das Zebra und meine ungezwungene, freie und einfache Art des Reisens. Wie so oft lobte ich ihr schönes Land und die netten Menschen.

 

Ein gut gekleideter Mann setzte sich zu uns an den Tisch. Er sprach gut spanisch und englisch. Von den Bauern kauft er ihre Produkte und diese dann weiter in europäische Länder.

 

Von der Offenheit des Gespräches war ich überrascht. Preise, Vertriebswege und Länder wurden genannt, in denen die regionalen Produkte verkauft werden.  Auch habe ich etwas über die verschiedenen Qualitäten erfahren. Ist so ähnlich wie bei den Weinen. Klima, Höhenlagen, Sonneneinstrahlung, Saatgut, Böden und die Verarbeitung sind die Faktoren, die die Qualität beeinflussen. Die Terrassen werden bewässert.

 

Ein weiterer älterer, sehr gepflegter Herr in teurer Markenkleidung, der mit einem luxuriösen 4x4 vorfuhr, setzte sich auch zu uns an den Tisch. Er stellte sich mir vor. Die andern kannten ihn.

Wir unterhielten uns noch kurz. Ich wollte mich verabschieden. Der Mann wollte, dass ich Gast in seinem Haus bin und hatte mich zum Abendessen bei seiner Familie einladen. Dort könnte ich auch in einem Gästezimmer übernachten.

 

So viel Luxus muss nicht sein. Und ordentlich benehmen musste ich mich da sicherlich auch. Bestimmt wurde dort mit Besteck gegessen, das ich seit meiner Ankunft in Marokko nicht mehr benutzte. Ich war geübt bei der Nahrungsaufnahme ohne diese Werkzeuge.

 

Selbst den Inhalt meiner Fischdosen konnte ich, mit Hilfe von Brotstückchen, sehr gut entnehmen.

 

Mit der etwas festeren schwäbischen Schinkenwurst oder Lyoner aus der Büchse hatte ich noch keine Erfahrung. 

 

Es war bereits später Nachmittag. Ketama, das im Zentrum des Rif Gebirges liegt, wollte ich noch bei Tageslicht erreichen.

Bei Dunkelheit durch das Rif zu fahren, würde ich niemand empfehlen. Nein, nicht wegen der Menschen, sondern wegen den miserablen, schmalen und kurvenreichen Straßen. Außerdem kann man die herrliche weite Landschaft nicht sehen.

 

Je näher ich an die Stadt kam, desto “freundlicher“ wurden die Menschen. Sie winkten, deuteten an, dass ich mal stoppen solle, Autos gaben die Lichthupe, die Fahrer winkten. Ich auch. Ohne anzuhalten fuhr ich nach Ketama.

 

Einen Anhalter hätte ich jedoch mitgenommen. Jeden oder Jede nehme ich jedoch nicht mit. Das ist immer reines Bauchgefühl.

 

Das Zebra hatte wieder Hunger. Am Stadteingang und Stadtausgang von Ketama waren Polizeikontrollen. Ich wurde immer durchgewunken.

 

Angenehm waren die Temperaturen und die frische Luft in der Stadt, die im Jahr 2009 in Issaguen umbenannt wurde. Diese liegt in der Nähe des über 2.400 hohen Berges Ibel Tidiquin.

 

Gleich an der ersten Tankstelle wurde das Hungergefühl des Zebras befriedigt. Hier wurde ich auch gleich als potentieller Kunde ausgemacht.

 

Zwei Männer kamen auf mich zu und boten mir ihre Spitzenprodukte an, die nur hier in der Region angebaut werden. Auch an Geschäftsbeziehungen waren sie interessiert. Ich nicht. Beide machten kein Geschäft.

 

Ich bezahlte das Futter für das Zebra und parkte ein paar Meter von den Zapfsäulen entfernt. Die beiden Männer waren keineswegs aufdringlich. Ich mochte sie.

 

Wir sprachen, in Englisch, über die Region, deren Bewohner und die landwirtschaftlichen Produkte, die die Familien immer gut ernährten. Beide informierten mich, dass seit ca. 3 Jahren der Verkauf der Produkte rückläufig ist. Daraus resultierend haben die Familien immer ein geringeres Einkommen und verarmen teilweise.

 

Außerdem werden auch günstigere Wettbewerbsprodukte in guter Qualität aus Mexico, Kolumbien und Afghanistan importiert. Viele Marokkaner bevorzugen diese.

 

Touristen finden selten den Weg nach Ketama. Beide meinten, dass es eine wunderschöne und ursprüngliche Region mit netten Menschen ist.

 

Josef lud mich zum Abendessen in sein Hotel ein. Hier könne ich auch schlafen. Ich musste erst einmal meine Tage addieren, die ich noch zur freien Verfügung hatte. Ich gab Josef eine negative Antwort.

 

Beide unterschrieben noch auf der Heckbox. Sie wollten jedoch nicht zusätzlich zu ihren Namen auch den Ort schreiben. Das könne für mich zu Problemen am Zoll führen. Gerne wäre ich hier einen weiteren Tag geblieben.

 

Die Sonne ging unter. Auf der N2 wollte ich weiter in Richtung Chefchaouen fahren und unterwegs irgendwo übernachten.

 

Langweilig ist die Fahrt nach Chaouen, wie es die Bevölkerung nennt, nicht. Auch die Landschaften wieder traumhaft schön.

Und wieder nur sehr nette Menschen neben und auf den Straßen. Alle mochten mich wohl.

 

Ich hielt nur einmal kurz an, um einen Anhalter mitzunehmen. Es war schon etwas dunkel. Mein Bauchgefühl hatte versagt.

Der Mann war total zugekifft, redete und redete und fuchtelte mit seinen Armen herum. Nein, aggressiv oder bösartig war er nicht. Gefühlte fünfzigmal lud er mich zu sich in sein Haus zum Abendessen, zum Rauchen und zum Übernachten ein. Ich hatte Glück. Nach ca. 10 km Fahrt hatten wir sein Haus erreicht.

 

Habe schon überlegt, mal ein paar Handschellen in mein Inventar aufzunehmen. Der Haltegriff über dem Handschuhfach ist ja sehr stabil. Tücher zum verbinden des Mundes waren ja greifbar.

 

Ich schlich weiter auf der gut ausgebauten N2.

Ein weißer VW Touran, neuestes Modell, besetzt mit 2 Personen, fuhr hinter mir her. Laufend wurde die Lichthupe gegeben und rechts geblinkt. Ich solle wohl anhalten. Fuhr aber gemütlich mit 60 – 70 km/h weiter.

 

Auf einer langen Geraden überholte mich der Touran. Der fast zahnlose jüngere Beifahrer streckte seinen Kopf auf Fenster und winkte mir zu. Ich sollte doch mal anhalten. Der Touran fuhr weiter, setzte den Blinker, reduzierte die Geschwindigkeit und stoppte am Straßenrand. Ich fuhr winkend und lächelnd an den enttäuschten Jungs vorbei. Und wieder begann das gleiche Spiel von vorne. Nach ca. 20 km drehte der Touran wieder um.

 

Nach weiteren 5 km versuchte es die Besatzung eine älteren Renaults. Das Prozedere begann von vorne.

 

Einen Übernachtungsplatz neben der Straße in den Wäldern brauchte ich mir erst gar nicht zu suchen. In jeder Waldeinfahrt standen Autos mit Besatzung, die auf Kunden warteten.

 

Wäre es meine R340 in Spanien mit den netten und leicht bekleideten Damen gewesen, hätte ich mich gefreut.

 

Nach dieser doch sehr kurzweiligen Fahrt auf der N2 erreichte ich gegen 21 Uhr einen Vorort von Chaouen.

 

Ich war müde. Ich parkte an einer großen Tankstelle mit Restaurant und wollte hier übernachten. Hier war es mir jedoch zu laut und noch sehr viel los.

 

Kurz vorher hatte ich eine Werbetafel eines Hotels gesehen. Hier war zu lesen, dass auch Wohnmobile willkommen sind. Ich hatte ja eines, wenn auch etwas kleiner, aber viel gemütlicher und aus japanischen, nicht rostfreiem Blech.

Ich fuhr zurück.

 

Ein junger freundlicher Mann, der in der Küche arbeitete, zeigte mir die Zufahrt zum Stellplatz, der sich auf einem riesigen Platz unterhalb des gut besuchten Hotels und hinter der Mauer befand.

 

Eines der Tore konnte ich nicht öffnen. Der dunkle Platz sagte mir auch nicht zu. Ich musste den sehr schmalen Weg, hinauf zum Hotel mit eingelegtem Rückwärtsgang und unter tiefhängenden Ästen wieder zurücksetzen.

 

Der anfänglich etwas mürrische dreinblickende Patron des schönen Hotels meinte, dass ich mir einen Gästeparkplatz vor dem Hotel aussuchen könne. Diese waren alle belegt, oder die Lücken für das Zebra zu eng.

 

Ich stellte das Zebra direkt vor dem Toiletten- und Duschhaus ab.

Ayoub, so hieß der junge Mann, war vom Zebra, glaube auch von mir, begeistert. Er sprach etwas Englisch. Gleich kam ein weiterer Jungendlicher dazu.

 

Ich zeigte ihnen meine Wohnung. Von der beschriebenen Heckbox waren die beiden auch begeistert. Durften auch unterschreiben. Beide waren ganz stolz. Konnten jedoch immer nur einige Minuten an der Taxe bleiben, weil der achtsame Patron immer seine Runden auf dem Gelände drehte und beide mit strengem Blick anschaute.

 

Ab und zu kamen die beiden Jungs zurück, und brachten mir etwas Obst aus der Küche mit. Auch einige angestellte Frauen schauten oft neugierig zu mir herüber. Sie lächelten.

 

Der Inhaber des Hotels zeigte mir noch das Grundstück, mit schönem Garten und Pool und lud mich zu einem Tee auf der Terrasse ein.

 

Als ich zum Wohnmobil zurück kam, lernte ich einen Deutschen aus Freiburg kennen. Er macht gerade Urlaub mit seiner Frau und Bekannten in der Region. Leider hatte ich mir seinen Namen nicht notiert.

Jedenfalls wohnt und arbeitet er in Rabat. Im Marokko betreut und überwacht er Trinkwasserprojekte. Er ist mit einer Marokkanerin verheiratet und hat eine Tochter. Beide wohnen jedoch in Freiburg. Ist schon eine verrückte Welt.

 

Die Nacht war ruhig und angenehm. Durch das offene Schlafzimmer konnte ich Millionen von Sternen sehen. Beim Zählen muss ich wohl eingeschlafen sein.

 

Gegen 8:30 Uhr bin ich aufgewacht und auch gleich unter meiner wärmenden Bettdecke hervorgekrochen.

 

Nun genoss ich diesen Luxus vor dem Hotel. Gleich rüber zur Toilette, dann sehr lange die heiße Dusche genossen und mich anschießend am Frühstücksbuffet gelabt. Eine wirklich große Auswahl. WLAN gab´s auch.

 

Die 12 Angestellten kannten mich nun alle und umsorgten mich. Auch hier fiel mir der Abschied schwer.

 

Es waren nur ca. 5 Minuten bis nach Chefchaouen. 15 Minuten brauchte ich, um einen Parkplatz in der bereits sehr lebhaften Stadt zu finden.

Ich schaute mir die Stadt und insbesondere die wunderschöne Medina mit ihren vielen Gassen an.

Auch hier waren wieder sehr viele Touristen unterwegs. Von den Verkäufern wurde ich selten angesprochen. Oft jedoch wegen Rauchwaren aus der Region. Als ich den Männern sagte, dass ich gerade aus Ketama komme, hatte ich immer schnell meine Ruhe.

Eine sehr attraktive Frau mit langem Kleid, ihre langen dunkelblonden Haare mit einem Tuch leicht bedeckt, kam mir entgegen. Wir schauten uns kurz an, lächelten und gingen weiter.

Ich fotografierte sehr viel und leistete mir ein Hemd. Nach ca. 1 Stunde begegnete ich dieser Frau wieder. Ihre natürliche Ausstrahlung faszinierte mich.

In einer Seitengasse habe ich in einem Restaurant etwas gegessen.

 

Mein Nachbar, der auch alleine unterwegs war und einsam, so wie ich, am Tisch saß, blickte oft zu mir herüber und lächelte. Glaube es war ein Franzose. Er lobte das gute Essen in diesem Lokal. Immer und immer wieder diese Blicke und sein Lächeln.

Es war ein sehr attraktiver Mann. Als Frau hätte er mir sicherlich gefallen.

Er bezahlte, wollte noch Feuer für seine Zigarette von mir, sah mir nochmals tief in meine braunen Augen, verabschiedete sich höflich und wünschte mir einen schönen Tag. Ich ihm auch.

 

In einer Gasse wollte ich ein Foto machen. Hier beobachten mich einige Kinder. Ich zeigte ihnen, was ich schon alles fotografiert hatte. Sie wollten auch fotografiert werden. Das Foto zeigte ich ihnen.

 

Ein Junge wollte auch mit der Kamera Fotos schießen. Ich gab ihm die Kamera und er legte gleich los um seine Kumpels zu fotografieren. Stolz zeigte er mir und seinen Freunden seine Ergebnisse.  

Ich bin wieder in Richtung Ausgang der Medina gelaufen. Und wieder durfte ich in die Augen der hübschen Frau sehen. Ich genoss dies.

Das Zebra konnte sich einige Stunden ausruhen.

 

Vor dem Parkplatz war ein Café mit einer schönen schattigen Terrasse. Ich bestellte mir noch einen Tee und schaute mir die Landkarte an.

 

Frage war, ob ich nun in Richtung Atlantik und dann weiter nach Tanger fahre oder hoch nach Oued Laou an das Mittelmeer und von dort wieder der Küste entlang nach Nador.

 

Tanger und die Atlantikküste kannte ich, die Mittelmeerküste nicht.

 

Das einzige Risiko war, einen Platz auf der Fähre zu bekommen. Jedoch hatte ich ja Melilla und Nador und ein bis max. 2 Tage Reserve zur Auswahl. Auch meine Chefin hätte sicherlich Verständnis für eine mögliche Verspätung gehabt.

 

Ich bezahlte, drehte mich um, und sah am Ende der Terrasse die attraktive Frau wieder. Sie daß einem, Stuhl, las ein Buch und genoss ihren Tee.

Das kann kein Zufall mehr sein.

 

Ich nahm allen meinen Mut zusammen und sprach sie an. Marie war ihr Name. Ist Französin, wohnt in der Nähe von Bordeaux und sprach gut Englisch.

 

Sie studiert Volkswirtschaft und absolvierte ein mehrwöchiges Praktikum in Rabat. Nun machte sie eine Städterundreise durch Marokko. Leider waren Fes und dann Marrakech ihre nächsten Ziele. Und ich kam ja von Fes.

 

Warum wollte sie denn nicht nach Al Hoceima oder Nador oder nur irgendwo weiter in Richtung Norden, dachte ich. Ich hätte sie überall hingebracht.

 

Wir verabschiedeten uns mit einem Beslama und Inshallah, in der Hoffnung, dass wir uns wieder mal im schönen Marokko begegnen werden.

Ihr wunderbares Lächeln, ihre Natürlichkeit, ihre höfliche und ruhige Art nahm ich mit.

 

Das Zebra rief nach mir.

 

Der Parkplatzwächter wollte mir etwas zum Rauchen verkaufen. Da ich von Ketama kam, war dieses Thema schnell erledigt.

 

Wir sprachen noch über meine Touren in Marokko. Ihm gefiel auch meine ungezwungene und freie Art des Reisens.

Er rauchte gerade etwas Feines. Das roch ich. Ich durfte weiterrauchen, während er sich um seine neue Kundschaft kümmerte. Nach 5 Minuten kam er wieder. Das Parken war für mich gratis.

 

Ich bedankte mich und folgte der N2/N13.

Nach ca. 5 km bog ich auf eine gut ausgebaute Nebenstraße ab, die dem Oued Laou bis ans Mittelmeer in die gleichnamige Stadt folgte.

 

Es ist eine landschaftlich wunderschöne Strecke. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und war froh, diesen Weg zur Küste gewählt zu haben.

Auch hier sind noch viele Hanfplanatgen zu sehen.

Ca. 10 km vor der Stadt, fuhr ich direkt runter an den Fluss. Das klare Wasser erschien im Sonnenlicht tiefblau.

 

Hier wollte ich eine kurze Pause machen. Es war jedoch so schön hier, dass ich mich nach einer Stunde entschloss auch gleich hier zu übernachten. Die Hauptstraße war ca. 200 m entfernt.

Einige Familien waren mit ihren Kindern hier und badeten im Fluss. Die Frauen in voller Kleidung.

 

Einige Männer standen zusammen mit ihren Autos fast im Wasser um diese zu waschen.

 

Das steckte an. Zeit war genug vorhanden. Das Zebra wurde nicht gereinigt, sondern meine Kleidung. Den Wäscheservice der letzten 9 Tage vermisste ich sehr.

Innerhalb von 2 Stunden war die Wäsche trocken. Ungebügelt, frisch duftend und fach"männisch"  zusammengelegt, habe ich diese in den riesigen Kleiderschrank gelegt.

 

Ich beobachtete wie ein LKW durch den Fluss fuhr. Auf der anderen Seite warteten Arbeiter, um diesen mit Schaufeln zu beladen.

 

Nach ca. einer Stunde kam der LKW wieder zurück. Ca. 50 m hinter dem Zebra war die nächste Ladestelle. Welch eine harte Arbeit.

 

Mit einem der Arbeiter hatte ich kurz Kontakt. Er zeigte mir den Weg zu einer Quelle auf der anderen Flussseite. Hier holte er sich sein Trinkwasser.

 

Zum ersten Mal auf der Tour öffnete ich die Motorhaube. Nach einem kurzen Check konnte ich diese auch gleich wieder schließen.

Die Sonne wurde müde, so wie jeden Tag. Sie verabschiedete sich heute mit einem wunderbaren Licht. Dafür bedankte ich mich bei ihr.

Meine Nachbarn fuhren mit ihren Familien nach Hause.

 

Ich saß einsam und alleine auf meinem Stuhl am Fluss.

 

Frauen mit ihren beladenen Eseln kamen von der Arbeit aus den Feldern zurück und durchquerten im Abendlicht das Oued. Sie schauten zu mir herüber. Was sie wohl dachten. Ich wusste es nicht.

 

Vielleicht hätte ich Marie in Chaouen zum Abendessen einladen sollen, dann wäre ich nicht so alleine gewesen an diesem lauen und warmen Sommerabend.

 

Irgendeinen Grund muss es wohl haben, dass ich hier alleine die tolle Abendstimmung genießen darf. Ich war ich ein wenig traurig.

 

Oben an der Hauptstraße war ein kleines Café und Restaurant. Die Musik hörte ich deutlich. Lust auf einen Besuch hatte ich nicht.

 

Ich aktivierte mein Smartpohne und hörte mir von The Moonband – Devil´s Got A Piece Of Us an. www.youtube.com/watch?v=69I1NwL646g

Diesen Song hatte ich vor meiner Abreise zufällig auf YouTube entdeckt. Es war der am meist gehörte Song während der Reise.

 

Aus der Speisenkammer entnahm ich eine Büchse toten Fisch mit Tomatensauce. Mit etwas Brot konnte ich diese Mahlzeit aufnehmen. Zum Nachtisch gab es noch 2 Feigen. Der O-Saft war leicht säuerlich.

 

Anschließend machte ich meine Schweizer Kerzenlaterne startklar. Aus der Hausbar holte ich die noch jungfräuliche Flasche Ramazzotti. Öffnete den Verschluss und schenkte mir ein Schlückle ein. Könnten auch 2 oder mehr gewesen sein. Ist schon lange her.

 

In meinem Reisetagebuch war zu lesen, dass ich mich gegen 22.45 Uhr ins Bettchen legte.

 

Während der Nacht hatte es stark gewindet. Ich überlegte, mich in das Schlafzimmer im EG zu begeben. Muss aber wieder eingeschlafen sein.

 

Die Sonne weckte mich gegen 6:45 Uhr.

Mein Brot zum Frühstück hatte ich schon am Vorabend verhaftet. Mit den älteren Brotresten hatte ich dann noch die vielen Fische im Fluss gefüttert. Sie mochten es.

Frischer heißer Kaffee und ein paar staubtockene Kekse taten es auch.

 

Es war wunderschön draußen. Der erste LKW kam angefahren. Der Fahrer winkte mir zu und hob seinen Daumen.

Frauen auf ihren Eseln sitzend, durchquerten wieder den Fluss. Sie waren auf dem Weg zu ihren Feldern. Das wären tolle Fotos geworden. Ich weiß jedoch, dass die Frauen nicht fotografiert werden wollen.

 

Ich schaute sie an. Was sie wohl über den Fremden dachten, der hier alleine auf seinem Stuhl sitzend und mit seinen fleißigen Augen alles scannte?

Es dauerte lange, bis ich mich von diesem schönen Platz verabschiedete.

 

Auf die Straße hoch fuhr ich nicht, sondern durch den Fluss. Hier bog ich auf eine Piste ab, die auch gen Norden führte.

Ca. 2 km weiter gönnte ich dem Zebra wieder eine natürliche und erfrischende Unterbodenwäsche.

Ich folgte dann der Hauptstraße in die Stadt Oued Laou.

 

Kurz davor nahm ich noch einen Bauern mit. Er hatte viele Feigen und Gemüse dabei, das er auf dem Markt verkaufen wollte. Seine junge Tochter folgte mit ihrem beladenen Fahrrad.

 

Auch hier wieder Polizeikontrollen vor der Stadt. Innerhalb des Zentrums ebenfalls eine hohe Polizeipräsenz.

Oued Laou ist ein bekannter Badeort in Marokko. Viele verbringen dort ihren Urlaub.

 

Geparkt hatte ich auf einem Parkplatz direkt am Strand. 10 DH.

Auf der Post habe ich mir noch eine Briefmarke gekauft und meiner Mutti eine Postkarte geschrieben. Diese nicht erledigte Aufgabe verfolgte mich schon seit Tagen. Postkarten zu finden ist nicht so einfach in Marokko.

In einer Bank tauschte ich noch Euros gegen DH.

Ein Mann war vor mir und zahlte viele DH ein. Zwei Stapel mit je ca. 15 cm Höhe. Meist 100 und 200 DH Scheine. Es dauerte. No hurry in Afrika.

 

In einer Bäckerei kaufte ich mir noch 2 Brote, beim Nachbarn noch etwas Obst und Getränke.

 

Ich schaute mir die Stadt an und machte einen Spaziergang am Strand entlang. Die ersten Badegäste nahmen ihre Plätze ein.

Die ersten Kilometer wollte ich auf Pisten direkt am Meer entlang fahren, was jedoch nicht möglich war. Ich suchte mir wieder einen Weg hoch zur Küstenstraße.

 

Al-Hoceima war mein Tagesziel.

Nun folgte ich der landschaftlich sehr schönen und gut ausgebauten Küstenstraße, die sich meist direkt am Meer entlang schlängelt. Es ist eine sehr kurvenreiche hügelige Straße.

Bis Al-Hoceima ist es jedoch meist Steilküste. Direkt an das Meer kommt man mit dem Fahrzeug nur an wenigen Stellen.

Entlang der Mittelmeerküste, befinden sich sehr viele kleinere Militärposten.

 

In El Jebha, einem kleinen verschlafenen Küstenstädtchen, machte ich eine längere Pause. Ich bin ja im Urlaub.

Ich fuhr dem Strand entlang, bis es nicht mehr weiter ging. Wäre auch ein schöner Übernachtungsplatz.

Hier nutzte ich das erste Mal auf der Tour die schatten spendete Markise.

Mit etwas Übung kann man dieses 2,5 m lange Teil auch selbst gut aufbauen.

 

Mein Nachbar, die Nachbarinnen und die Kinder beobachteten alles sehr genau. Sie waren bestimmt überrascht, was der Mann da alles seiner mobilen Wohnung holte. Stuhl und Tisch aufgebaut, Kaffee und Wasser, Buch raus und mich häuslich eingerichtet.

Die Frauen am Strand genossen das kühle Nass in voller Kleidung.

 

Das Mittelmeer lud auch mich zu einem Besuch ein. Es war sehr erfrischend und angenehm im Wasser.

 

Ein Biss, eine Berührung in meinem Schulter- und Halsbereich, von einem nicht sichtbaren Meerestier, machten diesem Erlebnis ein schnelles und sehr schmerzliches Ende.

Ich nehme an, dass ich die Vorfahrt einer Feuerqualle missachtete.

 

Lust im Wasser zu bleiben hatte ich keine mehr, zumal der brennende Schmerz immer stärker wurde. Da ich noch keine Erfahrungen damit hatte, wusste ich auch nicht, wie schlimm oder weniger schlimm so ein Kontakt ist. Jedenfalls half etwas Abkühlung mit Wasser aus der Kühlbox.

 

Ich zeigte der Nachmittagssonne noch von allen Seiten meinen Körper und machte ein Nickerchen. Die Auswirkungen der Quallenkontaktes waren deutlich zu sehen und zu spüren.

 

Eine Dose Thunfisch mit Gemüse wurde noch verhaftet und das gesamte Mobiliar wieder verpackt.

 

Mit meinen Nachbarn hatte ich auch noch kurz Kontakt. Mir fiel auf, dass der Mann mit 2 Frauen und 3 Kindern den Strand besuchte. Er wohnt in der Gegend und ist mit beiden Frauen verheiratet.

Er bekam wohl mit, dass doch etwas schneller aus dem Wasser kam. Deutete auch an, dass meine 5 Brandzeichen von einer Qualle verursacht wurden.

 

In dem beschaulichen Städtchen, mit kleinem Hafen, trank ich noch einen Tee. WLAN wieder gratis im Cafè. Der Kellner gab den Code ein. Auch hier hätte ich noch länger bleiben können.

Ja, hätte ich. Time is running. Es war später Nachmittag.

 

Ich fuhr die gute ausgebaute Küstenstraße weiter.

Ca. 30 km vor Al-Hoceima nahm ich eine ältere Dame mit die, mit 2 schweren gefüllten Taschen, bis in die Stadt mitgenommen werden wollte. Leider konnten wir uns nicht unterhalten. Sie fragte mich oft etwas oder wollte etwas von mir wissen. Sie genoss die Fahrt und telefonierte öfters.

 

Hassna rief an. Ich ging nicht ran, sondern übergab das Handy gleich meiner Mitfahrerin. Zuerst verstand sie dies nicht. Sprach jedoch sehr lange mit Hassna. Die Frau lächelte und gab mir das Handy zurück.

 

Je näher ich der Stadt kam, desto mehr Polizeikontrollen waren zu sehen. Einige Meter vor der ersten Polizeikontrolle sah ich, dass meine Nachbarin den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte. Ich wies sie darauf hin und rollte auf die Kontrolle langsam zu. Der Polizist sah dies, lachte nur und winkte uns durch.

 

Schon wieder eine Polizeikontrolle am Stadteingang. Diesmal stand ein sehr gut gekleideter Mann in Zivil dabei. Am rechten Arm war eine rote Armbinde zu sehen. Er hatte auch ein Funkgerät in der Hand.

 

Die Frau hatte wohl einen Bekannten/Verwandten informiert und bat mich anzuhalten. Sie wurde bereits von einem jungen Mann erwartet, der mit seinem Auto auf sie wartete. Sie bedankte sich. Dass ihr die Fahrt gefallen hatte, sah ich ihr an.

 

Ich fuhr in das Stadtzentrum. Auch hier viel Polizei und Militär.

 

Aufgefallen sind mir auch die vielen marokkanischen Flaggen. Einen Parkplatz fand ich nicht. An einem großen Platz war eine Bühne aufgebaut. Es sah so aus, als ob hier Musikgruppen Konzerte gaben.

 

Kurz nach diesem Platz bin ich im Kreisverkehr gleich wieder an der ersten Ausfahrt abgefahren. Ich sah noch, dass ich in eine Sackgasse fuhr. Wenden konnte ich nicht mehr. Auch hier wieder sehr viel Polizei und Militär. An einem riesigen weißen Gebäude, das oberhalb der Bucht in den Hang gebaut wurde, standen Wachen in traditionellen Uniformen, Polizei und Militär. Diese bewachten das Gebäude. Ich fuhr interessiert weiter.

 

Es wurde immer spannender. Am Ende der Sackgasse hielt ich kurz an, was verboten war. Ich schaute mir kurz die Bucht an und blickte auf das große Gebäude. Ein Foto davon machte ich nicht. Nur  eines geradeaus.

Meine Schritte wurden ständig von vielen aufmerksamen Personen beobachtet. Ich stieg schnell wieder ein und fuhr zurück.

Gegenüber von dem Gebäude hielt ich an und fragte einen, mit einer Maschinenpistole bewaffneten Polizisten, was denn hier bewacht würde.  Er sagte, dass der König hier für 10 Tage wohnen würde. Nun war mir auch alles klar.

 

Ich deutete an, ob ich nicht kurz dem König die Hand geben könnte. Der Polizist begann sehr herzhaft zu lachen.

 

Es wurde dunkel. Ich musste mir einen Übernachtungsplatz suchen. In der Stadt hätte ich wohl den best bewachtesten Platz gehabt. Auch hätte mich interessiert, ob am Abend hier ein Konzert gegeben wird.

 

An vielen Polizeikontrollen vorbei, fuhr ich runter ans Meer. Ca. 3 km außerhalb der Stadt bog ich von der Straße, die nach Nador führte, an einen Strand ab. Dieser war ausgeschildert. Kurz vor der Zufahrt auf den Weg, war wieder eine Polizeikontrolle.

 

Am Meer angekommen, sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich hier nicht übernachten solle.

 

Also wieder zurück auf die Hauptstraße. Hier fing mich die Polizei ab. Der gut englisch sprechende Polizist wollte meinen Reisepass sehen. Wissen wollte er auch was ich hier mache, woher ich komme, wohin ich fahre, wo denn meine Frau sei und…. und ….,

 

Ich sagte, dass ich müde bin und einen Schlafplatz für die Nacht suche. Er hatte dies wohl missverstanden und wollte mir einige Hotels empfehlen.

 

Ich sagte, dass ich gerade in meinem komfortablen Hotel sitze. Er lachte und meinte, ich solle ca. 500 m zurückfahren. Da wäre ein großer Platz am Meer, der sicher sei. Dort würden auch zwei seiner Kollegen sein. Er würde diese über mein Kommen informieren. Ich bedankte mich und verabschiedete mich mit einem leisen Layla Saida.

 

Tatsächlich stand auf dem riesigen Platz ein VW Caddy, besetzt mit 2 Polizisten. Sie gaben mir noch kurz die Lichthupe und hoben die Hand.

 

Dem König sei Dank, hatte ich hier doch einen gut bewachten und sicheren Schlafplatz.

 

Ich setzte mich noch eine halbe Stunde an den Strand und schaute auf das schön beleuchtete Al-Hoceima hinüber.

Gegen 22.30 Uhr legte ich mich im OG aufs Ohr und schlief mit dem Meeresrauschen ein.

 

Heute war ich vor der Sonne wach. Mit einem frischen heißen Kaffee To Go und der Kamera in der Hand ging ich zum Strand. Hier erwartete ich die Morgensonne.

Blick auf Al Hoceima.

Nach einem spärlichen Frühstück machte ich mich auf den Weg nach Nador.

 

An der Küstenstraße standen mal zwei richtige Tramper mit schweren Rucksäcken und einer Angel,  die bis nach Nador mitgenommen werden wollten.

 

Beide studieren in Casablanca Betriebswirtschaft und waren zum ersten Mal an der Mittelmeerküste unterwegs. Youness und Rizki  hatte ich schon zweimal auf der Küstenstraße gesehen. Die Hand hatten sie jedoch nicht gehoben.

 

Nach dem ersten Fotostopp schaute ich in den Rückspiegel. Rizki schlief tief und fest hinten auf der Couch. Und das bis Nador.

 

Ein Oldtimer flog der Küste entlang.

Mit Youness konnte ich mich gut über verschiedene Themen unterhalten, die sowohl Marokko als auch Deutschland betrafen. Nach seinem Studium, das er in 2016 beendet, möchte er in Marokko bleiben. Ambitionen sich im Ausland einen Job zu suchen hat er keine.

Ich nutze diese Gelegenheit und bat Younuess meine Berberfamilie anzurufen. Ich sagte ihm, was er übersetzen solle. Das klappte wunderbar.

In der Stadtmitte von Nador verabschiedete ich mich von Beiden.

 

Ziel war die nächste Tankstelle. Es war noch viel Platz in den beiden hungrigen Mägen des Zebras.

 

Da es manchmal etwas schwierig ist, durch den Doppeleinfüllstutzen beide Mägen des Zebras zu füllen, übernahm ich die Befüllung.

Für 180 Liter Gasoil 10 war noch Platz.

 

Ich hängte die Zapfpistole wieder ein und kratzte meine letzten Scheine zusammen.

Plötzlich wurde es sehr laut neben mir. Der Tankwart schrie und weinte fast. Einige Personen kamen noch hinzu. An den nebenliegenden Häusern wurden die Fenster geöffnet.

Ein Taxifahrer hatte die Zapfpistole wieder genommen und getankt, ohne dass der Tankwart den Betrag sah, den ich bezahlen musste.

 

Ich war ehrlich und versuchte ihm mitzuteilen, dass ich den Betrag passend habe. Er war wieder glücklich.

 

Ich fuhr weiter zum Hafen, der sich außerhalb der Stadt befindet. Vor der Einfahrt parkte ich. Ich musste mir noch ein Ticket kaufen und war gespannt ob ich noch einen Platz auf der Fähre bekommen würde. Ein Büro war geschlossen.

In einem weiteren, das der Ferry Maroc, fragte ich den sehr unhöflichen Mitarbeiter, wann denn die nächste Fähre ablegt und was ein Ticket kostet.

Er saß gelangweilt in seinem Büro. Wir beide waren von einer Glasscheibe und einem vergitterten Fenster getrennt. Nur durch ein kleines ovales Fensterchen konnten wir uns unterhalten.

Keine Antwort. Er verlangte meinen Reisepass und den des Zebras. Beides überreichte ich ihm. Er gab die Daten in den Computer ein.

Kurze Zeit später wollte er von mir 357 Euro. Ich war geschockt und sagte, dass ich nur eine einfache Überfahrt wünsche. Der Preis sei für eine Überfahrt, so der Mitarbeiter. Er wollte nun das Geld oder eine Kreditkarte von mir.

 

Ich bat ihn, mir meine Papiere wieder zu geben und machte deutlich, dass dies ein viel zu hoher Preis sei. Gewusst hatte ich auch nicht, wann die Fähre ablegen wird.

 

Es gibt ja noch den Hafen in Melilla, der gerade um die Ecke ist. Nur muss ich hier zuerst aus Marokko ausreisen und im spanischen Mellila wieder einreisen.

Ein Ticket konnte ich erst im Hafen von Melilla kaufen. Ob das alles klappen würde?. Ich wusste es nicht.

 

Ich reihte mich am Zoll in eine der vielen Fahrspuren ein. Es dauerte ca. eine Stunde bis ich ausreisen konnte. Die Zollabwicklung verlief problemlos, die Einreise nach Melilla auch.

 

Vor dem Hafengebäude wurde ich gleich von einem Mann angesprochen. Er informierte mich, dass die Fähren nach Spanien alle ausgebucht sind. Er könne mir jedoch noch ein Ticket besorgen und hätte gute Beziehungen zu den Angestellten am Ticketschalter.

 

Oh je, dachte sich. Da komme ich ja auch nicht weiter. Ich stellte mir schon vor, dass ich wieder nach Marokko einreisen und zurück nach Ceuta oder Tanger fahren müsse.

 

Wenn das so ist, wie mir der Mann geschildert hatte, fragte ich nach dem Preis für das Ticket. € 350.- wollte er in bar haben und die Fähre würde auch in 2 Stunden ablegen. Ich solle mich beeilen.

Die Überfahrt von Alemria nach Nador hatte in der Saison € 250 gekostet. Er würde also mindestens € 100.- für seine spontane Hilfe kassieren. Und ob seine Aussagen stimmten wusste ich auch nicht. Ich betrat das Hafengebäude.

 

Auch hier bedrängte mich der Mann. Es war viel los an den Schaltern. Ich reihte mich in der Schlange ein.

 

Nach 20 Minuten bekam ich die Auskunft, dass sie Fähre nach Almeria bereits ausgebucht ist. Für die Überfahrt am nächsten Tag wären noch Plätze frei. Ich atmete tief durch. Den Mann sah ich nicht mehr.

 

Um 17 Uhr würde jedoch eine Schnellfähre nach Malaga ablegen. Die Überfahrt dauert nur 3 Stunden. Das war ok. Ich kaufte mir ein Ticket für € 206.-

Zeit hatte ich noch genügend. Am Hafen herumhängen wollte ich auch nicht. Mein Magen bat mich, ihm doch etwas Arbeit zu verschaffen.

 

Ich schaute mich etwas in Melilla um.

Leider war gerade Siesta. Fast alle Geschäfte und Restaurants hatten geschlossen. Die Stadt war einfach tot.

 

10 Gehminuten vom Hafen entfernt, hatte eine Tapas Bar geöffnet. Ich bestellte mir verschiedene Tapas. Der Inhaber muss wohl geahnt haben, dass ich Deutscher bin. Seine Frau ist in Weißenburg aufgewachsen und hatte auch in Landau in der Pfalz gewohnt. Sie setzte sich noch zu mir an den Tisch. Die Tapas Bar haben die beiden vor 4 Monaten übernommen.

 

Die Wartezeit verging schnell. Ich ging zurück zum Hafenparkplatz und fuhr in Richtung Zoll, wo bereits viele Fahrzeuge auf die Ausreise warteten. Nach 3 Kontrollen konnte ich in die Fähre einfahren. Einigen Zöllnern gefiel das Zebra.

 

Der Rauschgiftspürhund machte gerade eine Pause im Schatten. Das Zebra interessierte ihn nicht.

Solch eine große Katamaranfähre hatte ich noch nie gesehen. Es gab nur ein Deck in dem sich die Bars und die Sitzgelegenheiten befanden. Der riesige Raum voll klimatisiert.

Leider gab es keine Möglichkeit an die frische Luft zu kommen. Glaube nur, dass die Erster Klasse Passagiere diese Möglichkeit hatten.

Also, was soll ich hier oben.

Es waren sehr viele Reisende an Bord. Die Fähre hatte noch nicht abgelegt.

 

Ich ging wieder die Treppen hinunter zum Zebra, zog die Vorhänge zu und machte mir es im Wohnzimmer gemütlich.

Gut war, dass das Heck nur mit einer ca. 2 m hohen Wand geschlossen war. So konnte ich den Himmel sehen. Durch eine offene Seitentür im Laderaum sah ich das Wasser.

 

Im Laderaum wurde es sehr laut als die Fähre ablegte. Viele Alarmanlagen der Autos waren zu hören. Nach ca. 15 Minuten war wieder Ruhe.

 

Die Überfahrt bei ruhiger See war sehr kurzweilig. Gegen 21.15 Uhr legte die Fähre bei Dunkelheit im Hafen von Malaga an.

 

Blick aus der Fähre auf Malaga.

Ich hatte das Glück, dass das Zebra und ich einer der Ersten waren die aus der Fähre fahren konnten. Auch hier wieder sehr viele Kontrollen am Zoll. Es dauerte und dauerte. Zweimal musste ich, erst am Zoll, dann bei der Hafenpolizei die Türen öffnen. Sogar den Ausweis des Zebras wollte ein unfreundlicher Polizist in Zivil sehen. Nach 45 langen Minuten war der Spuk vorbei.

 

Europa empfing mich mit vielen, fast nackten jungen Frauen, die durch den Zaun am Hafen die Neuankömmlinge neugierig beobachteten. Es war wie im Zoo.

 

Auf direktem Weg zur Autobahn verließ ich Malaga.

Da ich gut ausgeschlafen war, fuhr ich noch 270 km weiter in Richtung Heimat.

 

Zwischen Granada und Murcia übernachtete ich auf einem Rastplatz, der sich etwas abseits der Autobahn befand.

 

Dieser war in marokkanischer Hand. Viele Rückkehrer machten hier eine längere Pause und schliefen auf Decken und in Decken neben ihren vollbepackten Fahrzeugen.

 

Gegen 8 Uhr erweckte ich das Zebra zum Leben. Noch 736 km bis Barcelona zeigte mir Frau Garmin an. Das ist ja keine Entfernung.

 

Teilweise bin ich wieder auf der R340 der Küste gefolgt und hatte kleinere Pausen eingelegt.

Kurz vor Barcelona bin ich wieder auf die Autobahn.

 

Meist lasse ich mich mit dem Zebra im Windschatten von flotten LKW´s mitziehen.

Ich war noch nicht müde. In der Nähe von Narbonne kannte ich einen schönen Übernachtungsplatz, den ich gegen 23 Uhr erreichen würde.

 

Diesen Platz bei Tageslicht würde ich finden. Auch in der Nacht?.

 

Ich übertrug Frau Garmin die Verantwortung. Leider ist dieser Platz an einem Ort, wo keine, im Navi hinterlegten, Wege hinführen.

Mitten in der Nacht führte mich die Frau auf kleinsten Wegen durch die Felder und Weinberge. Ich musste oft aussteigen um mit der Taschenlampe zu sehen, ob die kleinen schmalen Wege auch weiterführten und noch befahrbar waren. Diese Irrfahrten waren mir dann doch zu viel.

 

Ich fuhr zurück in ein, mir bekanntes, Dorf. Von hier aus kannte ich den Weg zu meinem Stellplatz. Der Weg dahin war teilweise recht schlammig. Es hatte an diesem Tag wohl geregnet.

 

Der neue Tag empfing mich mit viel Wind und dunklen Wolken. Habe nur meine Thermoskanne gefüllt und stoppte an der ersten Boulangerie. Endlich konnte ich das Frühstück genießen.

Ich war noch recht früh dran und bin auf den Nationalstraßen in Richtung Montpelier gefahren. Im Navi hatte ich kein Ziel eingeben. In Bèziers  war ich wohl mit meinen Gedanken wieder irgendwo in Marokko. Irgendwann bemerkte ich, dass ich nun schon in Richtung Norden fuhr. Gedacht hatte ich wieder durch das Rhonetal zurückzufahren.

 

So wie immer. Gerne hätte ich Platz für eine nette Beifahrerin gemacht, der diese Art des Reisens gefällt.

Abwechslung muss auch mal sein.

 

Ich war auf der A75 die nach Clermont-Ferrand führte. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Das Rhonetal ist dagegen langweilig.

 

Das Zebra musste an den Steigungen hart arbeiten. Einige LKW´s waren da doch schneller. Auch über die hohe Tarnbrücke bin ich noch nie gefahren.

Nördlich von Millau bin ich von der Autobahn abgefahren und durch das Zentralmassiv geschlichen. Hier teilweise der Route de la Margeride gefolgt. Hier waren sehr viele Wanderer unterwegs.

 

Über Le Puy-en-Velay, Saint Etienne erreichte ich Lyon.

 

Vor hier aus ging es weiter, meist auf Nationalstraßen und dem herrlichen Doubs entlang, bis Belfort.

Ich hätte gegen 2 Uhr zu Hause einschlagen können. Zog es jedoch vor, am Lac du Ali in der Region Belfort zu nächtigen. Ein wirklich schöner Platz, an dem wir, die Bodenseestammtischler, schon einige schöne und stimmungsvolle Abende verbrachten.

Die Morgensonne konnte sich noch nicht durch die Wolken kämpfen. Zum Kaffee gab es noch einige Madeleines.

Der nächste große Supermarkt wurde angesteuert. Zum Glück hatte dieser schon geöffnet. Nach einem größeren Einkauf und Tanken machte ich mich auf den direkten Weg nach Tuttlingen.

 

Genau am Grenzübergang begrüßte mich im Radio Herr Seitenbacher und wollte mir sein Bärgschdeigermüsli schmackhaft machen.

 

Fast auf die Minute genau, um 14 Uhr und nach 21 wunderschönen und erlebnisreichen Tagen und ca. 6.850 km mehr auf der Uhr, erreichte ich bei herrlichem Sonnenschein Tuttlingen.

 

Das Zebra war wieder ein treuer und zuverlässiger Reisebegleiter. Es mochte unterwegs kein zusätzliches Öl. Nur musste ich ihm versprechen, das Gummi am Trittbrett, das sich etwas gelöst hatte, wieder zu befestigen.

 

Am Abend habe ich meine marokkanische Lampe aktiviert und bei einem Glas Rotwein an die wundervollen vergangenen Tage gedacht.